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Byzantinische
Architektur.
sich zwar an das römisch componirte Kapitäl an, aber
die Voluten sind klein und schwach, während die Blätter
breit und bauschig vertreten, so dass die Kelchfonn ver-
schwindet und sich der Würfelform nähert. Dabei sind
die Blattnerven besonders stark gezeichnet, mit Höhlun-
gen, und an den Pilastern sogar diamantförmig verziert,
so dass wir deutlichst eine Umgestaltung der antiken
Formen und der natürlichen Gestalt der Pflanze in ein
mehr Conventionelles Ornament wahrnehmen.
Im Aeussern
sind die Wände mit Arcaden verziert, an welche sich
die ursprünglich sehr gross gehaltenen, später vermauer-
ten Fenster unmittelbar ansehliessexl. Bei dem Mittel-
schiffe erheben sich diese Bogenstellimgen unmittelbar
über dem Dach der Seitenscliiffe, was denn besonders im
Innern eine sehr günstige lärirkung macht, indem dadurch
die Wände des lllittelscliiifs weniger lastend werden.
Diese Einrichtung ist offenbar eine Reminiscenz des alt.-
römischen Basilikenbaues, wie er sich besonders im mil-
den Klima des Orients gestaltet hatte , indem sie gar
deutlich an eine offene Säulenlialle im obern Stockwerk
erinnert.
Von höchster Bedeutung für die Geschichte der Ar-
chitektur ist die zweite dieser Kirchen, S. Vitale. Sie
ist ackteekig; den änssern Winkeln entsprechen inner-
lich acht Pfeiler, so dass sich zwischen ihnen und der
äussern Vlfazid eine ringsumlierlaufende aus zwei Stock-
werken bestehende Vorhalle bildet. Auf diesen Pfeilern
ruht dann das mittlere Kuppelgebäude, ebenfalls in acht-
eckiger Form, weit über jene Vorhalle emporragend. Die
Zwischenräume jener Pfeiler im Innern sind (mit Aus-
nahme des einen, welcher den Zugang zum Altare bildet)
jeder mit zwei Säulen ausgefüllt, die in einer nach aussen