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Byzantische
Architektur.
der Galla Placidia her, vermuthen. Das Baptiste-
rium der Kathedrale, ungefähr gleichzeitig, ist ein ein-
faches Achteck, mit Säulen in zwei Stockwerken. Hier
sind im obern Geschosse auf jeder Seite des Achtecks
zwischen den Ecksäulen zwei andere Säulen aufgestellt
und mit ihnen durch drei Bogen verbunden, von denen
der mittlere der grösste ist, und über welchen drei Bogen
von den Ecksäulen her ein andrer grösserer Bogen sich
erhebt. Wir sehen daher hier schon ein System der
Zusammensetzung mannigfaltiger Bogen , wie es die
frühere römische Architektur nicht gekannt hatte, wie es
aber in spätem Bauten, auch des Abendlandes, vielfach
vorkommt. YVir stehen hier wie auf einem Kreuzwege
der Geschichte, wo die Pfade nach verschiedenen Ge-
genden anfangen. Noch wichtiger ist das Kirchlein S.
Nazario e Celso, ursprünglich die Grabkapelle, welche
Placidia für sich und ihre Angehörigen erbauen liess;
für die Entstehung des byzantinischen Kuppelbaues ein
bedeutsames Monument. Es hat die Gestalt eines lateini-
schen Kreuzes, dessen Mitte durch eine Kuppel, dessen
Flügel mit Tonnengewölben gedeckt sind; die Kuppel ruht
noch nicht, wie in den spätern Bauten, auf andern durch
ein Gesims von der Mittelwölbung getrennten Eckgewöl-
ben (Zwickeln, Pendentifs), sondern sie geht ohne Tren-
nung in die Mauem des viereckigen Raums über, der im
Aeussern mit Verdecknng des Gewölbes allein sichtbar
ist. Ueberhaupt ist das Aeussere höchst einfach, wenn
auch in seinen Giebeln und Gesimsen noch ganz antik;
um so reicher sind die Mosaiken, Welche die WVölbungen
im Innern schmücken, mit grosser Schönheit der Arabes-
ken von Mäandern, Blumengewinden und Hirschen, mit
der höchsten Pracht der Farbe und nur in der Zeichnung