Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

126 
Byzantinische 
Architektur. 
Andringen der nördlichen Völker gegen Italien schien 
Rom nicht mehr der geeignete Sitz der Herrschaft; Theo- 
dosius hatte in Mailand residirt, sein Sohn Honorius zog 
die Stelle von Ravenna vor, das, damals unmittelbar am 
Meere gelegen, durch seinen Hafen und als Flottenstation 
Hülfe aus den andern Küstenländern und im schlimmsten 
Falle die Flucht sicherte. Seine nächsien Nachfolger, 
dann auch der Ostgothe Theoderich folgten seinem Bei- 
spiel, und als endlich unter Justinians Regierung die 
Kaiser des Orients aufs Neue in Italien festen Fuss fass- 
ten, wurde auch der Sitz des kaiserlichen Statthalters, 
des Exarchen, in diese dem Orient nahe und zugängliche 
Stadt verlegt. Eine Reihe von grossentheils sehr wohl- 
erhaltenen Gebäuden entspricht diesen verschiedenen 
Epochen der städtischen Geschichte. Sie unterscheiden 
sich von denen des gleichzeitigen Roms in mein als einer 
Beziehung. Während in Rom die Benutzung antiker Ma- 
terialien die Forrn bestimmte oder deren Vernachlässigung 
herbeiführte, war hier eine Residenz zu begründen. Man 
baute daher mit neubeschafftem Material, das bei der 
hereinbrechenden Verwirrung des Abendlandes grossen- 
theils aus dem Orient herbeigeholt und dort bearbeitet 
wurde, um so mehr als die Herrscher oder Bauherrn von 
Ravenna in nächster Beziehung zu Cdnstantinopel standen. 
Nach dem Tode des Honorius erlangte seine Schwester, 
die berühmte schicksalsreiche Wittwe des Westgotheil 
Athaulf, Galla Placidia, die Herrschaft, Welche sie für 
ihren unmündigen Sohn Valentinian in Anspruch nahm, 
nur durch die Hülfe byzautinisclier Truppen (425), und 
während ihrer fernem Regierung waren ihre Blicke stets 
auf ihre Verwandten in Constantinopel gerichtet. Selbst 
unter der Herrschaft des klugen Theoderich blieb ein
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.