Byzantinische
Architektur.
linigen Mauern anwenden wollte; daher bemerken wir
denn auch schon jetzt an andern Bauten das Bestreben,
neue Kirchenforrnen zu erfinden, Welche der Kuppel mehr
zusagten. Eine wichtige Stelle in diesem Entwickelungs-
gange scheint die Hauptkirche zu Antiochien einzu-
nehmen , die ebenfalls noch unter Constantins Herrschaft
gebaut wurde. Eusebius selbst, der sie beschreibt, be-
zeichnet sie als ein höchst eigenthümliches in seiner Art ein-
ziges Gebäude; der Haupttheil der Kirche achteckig, von
gewaltiger Höhe, im Kreise umher viele Abtheilungen,
Hallen, Krypten und Emporen , reich mit Gold und andern
kostbaren Materialien geschmückt. Wir erkennen darin
ausser der achteckigen Gestaltii), die im Abendlande
nur für Baptisterien oder kleinere Kirchen angewendet
wurde, die Zusammensetzung des grossen Gebäudes aus
vielen einzelnen ohne Zweifel gewölbten Theilen; eine
Anordnung, welche mit der der Kirche S. Vitale in Ra-
venna, von welcher wir nachher sprechen werden, im
Wesentlichen übereinzustimmen scheint. Die achteckige
Form wurde ohne Zweifel deshalb gewählt, weil sie sich
dem Kreise näherte und dadurch den Kuppelbau erleich-
terte. Dass man aber auch sonst die längliche Gestalt
der Basiliken nicht liebte , zeigte sich {an den Kirchen,
welchen man die Kreuzform gab. Denn auch hier liess
man dem vordem Arme des Kreuzes nicht die Länge,
welche er in den Basiliken hatte, sondern machte ihn den
Die achteckige Gestalt scheint auch im Orient eine seltene
geblieben zu sein, sie bildete nur den Uebergang zu den vierseitigen
Kuppelgebäudeil. Theophanes Chronogr. ad ann. 319 nennt dies Ge-
bäude schlechtweg das Oktagon. Indessen war auch die Kirche zu
Nazianz, welche Gregor von Nazianz (orat. 19 de laude patr.) in der
zweiten Hälfte des 4. Jahr-h. beschreibt, ebenfalls achteckig und mit
Säulen und Hallen versehen.