Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Byzantinische 
Architektur. 
linigen Mauern anwenden wollte; daher bemerken wir 
denn auch schon jetzt an andern Bauten das Bestreben, 
neue Kirchenforrnen zu erfinden, Welche der Kuppel mehr 
zusagten. Eine wichtige Stelle in diesem Entwickelungs- 
gange scheint die Hauptkirche zu Antiochien einzu- 
nehmen , die ebenfalls noch unter Constantins Herrschaft 
gebaut wurde. Eusebius selbst, der sie beschreibt, be- 
zeichnet sie als ein höchst eigenthümliches in seiner Art ein- 
ziges Gebäude; der Haupttheil der Kirche achteckig, von 
gewaltiger Höhe, im Kreise umher viele Abtheilungen, 
Hallen, Krypten und Emporen , reich mit Gold und andern 
kostbaren Materialien geschmückt. Wir erkennen darin 
ausser der achteckigen Gestaltii), die im Abendlande 
nur für Baptisterien oder kleinere Kirchen angewendet 
wurde, die Zusammensetzung des grossen Gebäudes aus 
vielen einzelnen ohne Zweifel gewölbten Theilen; eine 
Anordnung, welche mit der der Kirche S. Vitale in Ra- 
venna, von welcher wir nachher sprechen werden, im 
Wesentlichen übereinzustimmen scheint. Die achteckige 
Form wurde ohne Zweifel deshalb gewählt, weil sie sich 
dem Kreise näherte und dadurch den Kuppelbau erleich- 
terte. Dass man aber auch sonst die längliche Gestalt 
der Basiliken nicht liebte , zeigte sich {an den Kirchen, 
welchen man die Kreuzform gab. Denn auch hier liess 
man dem vordem Arme des Kreuzes nicht die Länge, 
welche er in den Basiliken hatte, sondern machte ihn den 
 Die achteckige Gestalt scheint auch im Orient eine seltene 
geblieben zu sein, sie bildete nur den Uebergang zu den vierseitigen 
Kuppelgebäudeil. Theophanes Chronogr. ad ann. 319 nennt dies Ge- 
bäude schlechtweg das Oktagon. Indessen war auch die Kirche zu 
Nazianz, welche Gregor von Nazianz (orat. 19 de laude patr.) in der 
zweiten Hälfte des 4. Jahr-h. beschreibt, ebenfalls achteckig und mit 
Säulen und Hallen versehen.
	        
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