Seine
welthistorische
Bedeutung.
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schon mit christlichen und europäischen Elementen durch-
arbeitete, bildete er für die germanischen Staaten eine
nahegelegene Rüstkammer für die Bedürfnisse der Ord-
nung und des Reichs.
Man lasse sich nicht durch den widerlichen Anblick
der Knechtschaft und des Aberwitzes in den byzantini-
schen Zuständen abschrecken, diese Wahrheit anzuer-
kennen. Bei der völligen Auflösung der politischen Ver-
hältnisse in den germanischen Ländern war der Hinblick
auf Byzanz immerhin fruchtbar und selbst unentbehrlich.
Das Christenthum steht, man kann es nicht leugnen, in
einem innern Zusammenhang-e mit dem Begriffe der Mo-
narchie als Regierungsform, und mit der politischen
Einheit der Welt, wie sie das Römerreich sinnlich dar-
gestellt hatte Nun lebte freilich im ganzen Abendlande
auch unter der Herrschaft der germanischen Völker eine
Erinnerung an das römische Reich; aber sie war zu sa-
genhaft, zu abenteuerlich, zu schwach geworden, um
für praktische Zwecke auszureichen. Daher mussten die
Fürstenund Staatsmänner überall, wo es eine weitere
Durchführung des monarehischen Princips oder der Staats-
einheit bedurfte, ihre Blicke auf Byzanz richten. Selbst
der Prunk des Ceremoniells, die Rangordnung der Hof-
amter, und andere Aeusserlichkeiten, Welche man von
dorther entlehnte, so barbarisch sie an sich sind und noch
mehr im Abendlande erscheinen, waren nicht ohne Nutzen.
Vor Allem waren aber die Einheit des Rechts, nach der
Sammlung Justinians, und die Begriffe, welche von daher
ü) Vvßlligstens (um an dieser Stelle nicht den Streit über Ge-
genwart "m1 Zukunft anzuregen) in jenen frühen Jahrhunderten. Es
iSl Sßlll" lllerkivürdig, dass schon ein Kirchenvater (Eusebins de laud.
Cnnst.) die Vorherbestimmung des römischen Weltreiches für das
Cliristentlllllll bellfllllvtet und ausführlich betrachtet.