Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Das 
byzantinische 
Reich. 
ligen Schriften auf die lateinische Literatur der christli- 
chen Jahrhunderte, wir könnten es auch sonst an VVOr- 
ten und Thaten vielfältig nachweisen. Allein in der Be- 
rührung mit den germanischen Völkern, bei denen das 
abendländische Princip der Sonderung noch stärker aus- 
gesprochen war als bei den griechisch-römischen Natio- 
nen, hatte dieser orientalische und einheitliche Keim des 
Christenthums und seiner heiligen Schriften mit zu vielen 
entgegenstrebenden Elementen zu kämpfen. Zwar lag in 
dieser noch weiter geführten Auffassung der Persönlich- 
keit eine Tendenz, welche die Verschmelzung mit jenem 
orientalischen Einheitsprincip möglich machte; es stiess 
dasselbe minder kräftig ab, als der republikanische Sinn 
der griechischen Welt, die Extreme berührten sich. Aber 
vor der Hand und bei dem jetzigen Zustande der germa- 
nischen Civilisation war das Princip der Isolirung noch 
zu mächtig, der verwaltende Charakter der Völker noch 
nicht vorbereitet, um den Keim des Orientalismus in jeder 
Beziehung in sich aufzunehmen. Nur auf dem kirchlichen 
Boden fasste er WVurzel, im weltlichen Gebiete wurde 
er erdrückt und blieb ohne ICraft. Die Einheit wurde nur 
eine theokratische , 
heit vorherrschend. 
im politischen Leben war die Viel- 
Es bestand daher im Wesen dieser 
Völker ein Zwiespalt, welcher sie zerrüttete. 
Da war es denn wichtig, dass ihnen auch in dieser 
Beziehung von Zeit zu Zeit aufs Neue orientalische Ele- 
mente zugeführt wurden, bis sie reif und durchbildet ge- 
nug waren, dieselben in sich aufzunehmen und selbst- 
ständig zu verarbeiten. Und dies war denn die Function 
des byzantinischen Staates. Indem er sich (freilich bis 
zur Verderbniss und Entstellung des einheimischen Cha- 
rakters) mit orientalischem Geiste erfüllte , denselben
	        
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