Seine
welthistorische
Bedeutung.
es erhielt nicht bloss Altes, es führte dem Leben der
europäischen Völker auch Neues hinzu.
Wenn wir uns auf den hohen Standpunkt stellen, um
die Jahrhunderte im Ganzen zu überblicken, so linden
Wir, dass es sich oft um grosse und einfache Gegensätze
handelt. Im Orient und in dem ersten grossen Abschnitte
der Weltgeschichte ist überall das Element der Einheit
vorwaltend, religiös als pantheistischei" Naturcultus, poli-
tisch als Volkseinheit oder als despotische Monarchie. In
dem zweiten Zeitalter, im griechisch-römischen, herrscht
dagegen die Vielheit, als Polytheismus und als republi-
kanisches System vieler kleinen Staaten. Wir haben die
Bedeutung und Fruchtbarkeit dieses Princips erkannt,
indem es zur Ausbildung der Freiheit und Selbstständig-
keit der Individuen führte. Aber auch dies, in der Auf-
fassung, in welcher es hier gegeben war, überlebte sich,
brachte Anarchie in religiöser und politischer Beziehung
hervor, und zeigte sich als nicht haltbar. Daher denn
seit Augustus allmälig wieder eine Hinneigung zu dem
andern Princip. Während die Menschen sich bis dahin
nur in ihrer Einzelnheit zu erhalten gesucht hatten, sehn-
ten sie sich jetzt nach einer Unterordnung, nach dem Ge-
fühl einem grossen Ganzen anzugehören. Der Wind hatte
sich gleichsam gedreht, er kam wieder von Osten und
führte dem empfänglichen Boden des Römerreichs manche
Keime" aus jenen Gegenden zu, heilsame und schädliche.
Unter ihnen war denn auch, in bescheidener Vermischung,
der einzige durchaus fruchtbare und umgestaltende, der
Keim des Christenthums. Es lässt sich nicht verkennen,
dass durch das Christenthum ein orientalisches Element
i" das Abendland kam, wir können es höchst speciell in
der Nachwirkung der hebräischen Bestandtheile der hei-