Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Das 
byzantinische 
Reich. 
Theil der geistigen Eigenthümlichkeit der Ueberwxmdenen 
auf die fremden Sieger überging. 
Das Schauspiel kraftlosen Bestehens und langsamen 
Absterbens in einem Reiche, das schon in seinem Beginne 
dem Verfall gewidmet schien, ist ermüdend, die Scenen 
grausamer Despotie und unwürdiger Knechtschaft empö- 
ren unser Gefühl, aber dennoch ist diese Geschichte eine 
überaus lehrreiche und die Aufgabe, welche diesem Volke 
in der Entwickelung der Menschheit zu Theil wurde, eine 
höchst wichtige. Lehrreich ist diese Geschichte, weil 
wir hier die Ueberzeugung gewinnen, dass niemals aus 
blosser Verbindung, wenn auch der edelsten Stoffe, ein 
organisches Ganze entsteht, dass jedem Körper eine 
einige, selbstkräftige Seele einwohnen muss. Die Wich- 
tigkeit der Aufgabe aber erkennen wir, wenn wir vor- 
wärts und rückwärts auf die Völker blicken, welche in 
Byzanz ihre Vermittlerin hatten. 
Schon dadurch war dieses langausdauernde Reich 
heilsam, dass sich hier die Schätze altgriechischer und 
römischer Wissenschaft und Kunst erhielten.  Die Civili- 
sation, die Gelehrsamkeit, die Technik, der Erwerb langer 
Jahrhunderte wurde hier bewahrt, Während die Stürme 
der Völkerwanderung und der ungebändigte Sinn der ger- 
manischen Stämme im Westen, und bald darauf die Ver- 
heerungen der Araber in Asien alles Bestehende umstürz- 
ten. Grade durch den Mangel eigner, frischer Bewegung 
war dieses Reich der Mitte für eine solche Bewahrung 
geeignet. Es bildete eine Schatzkammer, aus welcher 
Germanen und Araber", nachdem sie so weit gereift wa- 
ren, sich jenen frühern Erwerb aneignen konnten. In- 
dessen ist die Bedeutung des byzantinischen Reichs durch 
diese passive Aufbewahrung noch nicht ganz erschöpft;
	        
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