Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Hinneigunmg 
zum 
Orientalismus. 
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Trennung des weltlichen und geistigen Elementes bildete, 
welche jedem für sich eine freie Ausbildung gestattete. 
Da nun aber das Christenthum seine tiefere Richtung 
niemals ganz verläugnen, niemals zu einem politischen 
Institute herabsinken , da niemals der Kaiser wie der 
Kalif geistliches Oberhaupt werden konnte, so lag hierin 
die Quelle neuer Unklarheit und Verwirrung, die Volk 
und Regierung in Widerspruch brachte und jede Abwei- 
chung des Glaubens in eine politische Spaltung verwan- 
delte, welche den Staat zerrüttete. 
Wir müssen daher das byzantinische Reich als ein 
orientalisches betrachten, und sind dadurch schon darauf 
hingewiesen, hier nicht mehr jene europäische Beweg- 
lichkeit zu suchen, welche der Geschichte ein wechseln- 
des Leben verleiht. Alles kam also hier zusammen, um 
eine Unveränderlichkeit der Zustände herbeizuführen; die 
bereits überlieferte Civilisation, welche keine Fortschritte 
nöthig machte, die Festigkeit erprobter römischer Gesetze, 
das geschriebene und daher im Wesentlichen bleibende 
Wort des Glaubens, welches freie philosophische For- 
schung nicht begünstigte, endlich die Ruhe des Orientalen. 
Wir dürfen daher weniger überrascht sein, nach tausend- 
jähriger Dauer des Reichs, bei völlig veränderter Gestalt 
der übrigen Welt, hier noch fast dieselben Vorurtheile 
und Ansichten, wie bei der 'l'rennung des östlichen Rei- 
ches vorzufinden. 
 Dies schliesst nicht aus, dass auch die byzantinische 
Geschichte in ihren Einzelheiten dem Forscher viel Be- 
lehrendes und Interessantes dar-biete. Die Reihe der by- 
zantinischen Autokraloreil enthält wie die der römischen 
Cäsarexx den reichsten Wechsel; wir finden tapfere und 
feige, grausame und milde, rohe und gelehrte Fürsten 

	        
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