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Das
byzantinische
Reich.
Wie früher der persische Hof ein Vorbild für die
Anordnung des byzantinischen war, so wurde später aus
dem neu entstandenen Reiche der Araber manches ent-
lehnt. Wir können den Gebrauch arabischer Baupläne,
die Nachahmung der bizarren Pracht des Kalifenhofes,
die Entlehnung von Aemtern und Slaatseinrichtungen in
Byzanz nachweisen und werden zum Theil noch darauf
zurückkommen. Muhamedanischer Geist (lrang aber auch
bis in das Gebiet christlicher Ueberzeugung, und es ist
anerkannt, dass der wichtige Streit über die Beibehaltung
heiliger Bilder, Welcher das byzantinische Reich Jahr-
hunderte lang verwirrte, seine Quelle in dem Bilderhasse
des Koran hatte.
Bei
diesem
vorherrschend
orientalischen
G eis te
darf
es uns denn auch nicht befremden, wenn der letzte Ueber-
rest persönlicher Freiheit und der Achtung vor mensch-
licher Würde, der in Rom, wenn auch oft verletzt, doch
noch geblieben war, allmälig verschwand. Während der
römische Bürger von Rechtswegen der Todesstrafe durch
freiwillige Verbannung ausweichen durfte, ging das by-
zantinische Strafrecht immer weiter in der Erfindung
grausamer Martern. Verstümmelungen, Blendungen und
schmerzhafte Todesarten sind gewöhnlich, kein Rang und
Stand, nicht einmal der Ursprung aus kaiserlichem Blute
sichert dagegen, und man hatte das Schauspiel selbst
einen Kaiser mit verstümmeltem Antlitz den Thron wieder
besteigen zu sehenäi).
Endlich hängt es mit dieser orientalischen Allgewalt
des Herrschers zusammen, dass auch in kirchlichen Din-
gen der Hof sich eine entscheidende Stimme anmaasste,
und dass sich hier nicht, wie im Abendlande eine heilsame
Justinian H.
Rhinol metos
705.
mit
abgeschnittener
Nase.