Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

108 
Das 
byzantinische 
Reich. 
dem Orient hinneigen. In jeder Beziehung orientalisiren 
sich daher diese griechischen Römer mehr und mehr, 
dies ist die Bewegung, welche wir in dem scheinbar un- 
veränderlichen Zustande des Reiches wahrnehmen können. 
Die Vergötterung der Cäsarn in Rom war eine wi- 
derliche Schmeichelei, aber ohne tief eingreifende Wir- 
kung, so lange die Vielgötterei noch ihre Tempel bereit- 
willig öffnete, und so lange, wenigstens zum Scheine, 
die Formen der Republik theilweise beibehalten wurden. 
Auch war sie nur eine Ehrenbezeugung für den verstor- 
benen Augustus, erst die Entlohnung der Formen orien- 
talischer Despotie übertrug den Götzendienst auf die 
Person des Lebenden. Schon Diocletian hatte sich mit 
dem Prunke eines persischen Königs umgeben. Der Un- 
tertlian, welcher durch den Anblick der Majestät beglückt 
wurde, musste sich in ganzer Länge zu Boden stürzen 
und die Füsse des Herrschers küssen. Diese knechtische 
Sitte wurde im byzantinischen Reiche mehr und mehr 
ausgebildet, durch ein pedantisches Ceremoniell gesteigert 
und Iixirt Ü; sie wurde der Stolz des byzantinischen 
Staates, der Gegenstand der Unterhandlung und der List 
bei fremden Gesandten, noch bei dem Durchzuge der 
abendländischen Kreuzfahrer mit äusserster Wichtigkeit 
behandelt. Nur am Sonntage, am Tage des Herrn, un- 
terblieb diese Ceremonie; so sehr war man sich bewusst, 
dass sie eine Usurpation göttlicher Ehre enthielt. Auch 
sonst wurden aber die Herrscher als Gegenstände abgöt. 
tischer Ehrfurcht betrachtet; ihr Hofstaat, ihre Regierung, 
ihre Spenden und selbst ihre Kleidung "und Lagerstätte 
ü) Ein gelehrter und Heissiger Kaiser Constantin Poi-phy-rogen- 
nclos (geb.905) hat es nicht verschlnällel, in einem dickleibigen Buche 
das (Jerelnonliell des Hofes grüudlichst auseinauderzusetzen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.