Mischung
christl.
Elemente.
heidnischer
lOä
schäftigt. Auch dies war für die Ausbildung des Chri-
stenthums im Ganzen heilsam und wichtig, aber es kam
dem Volke nicht zu Gute. Statt das durchbildende Ele-
ment für alles Leben zu werden, erstarrte die Religion
in orientalischer Weise zur Priestersatzung, der man sich
mit knechtischem Sinne unterwarf. Tiefsinnige Lehren,
deren Ergründung kaum dem begabtesten Forscher mög-
lich ist, wurden durch ihre Einmischung in die gemeinsten
Geschäfte des Lebens entweiht, verwirrten die Gemüther,
erzeugten eine thörigte Unduldsamkeit und regten die
Leidenschaften auf'm). Statt zu erheben, wirkte daher
selbst diese kirchliche Richtung nachtheilig und stumpfte
das moralische Gefühl ab. Neben den feinsten Erörterun-
gen über die Geheimnisse der Religion wucherten der
crasseste Aberglaube und zügellose Leidenschaften, und
die mittlere Region zwischen der Theorie des Verstan-
des und der Sinnlichkeit blieb unklar und verwilderte
mehr und mehr.
Es ist begreiflich, dass die Gleichzeitigen dieses Ver-
derben nicht leicht wahrnahmen. Jene äusserliche Civi-
lisation und die scheinbare Gründlichkeit der theologischen
Erörterungen mussten sie täuschen. Oberflächliche Geister
gelielen sich hier, wie immer, in dem getheilten Wesen,
das für jedes Einzelne eine bestimmte Regel gewährt.
I) Ein Kirchenvater selbst, Gregor v. Nyssa in seiner Oratio
de deiiaie iilii. T. III. f. 466., giebt eine anschauliche Schilderung die-
ser Dogmatisirsucht der Constantinopolitaner. "Die Strassen, die Hallen
wder Wechsler und der Kleidertrödler, die Geiniiscmärktc sind voll
nYOII Solchen, welche über die unbegreiflichstcn Dinge streiten. Fragst
Wie viele Obolen es koste, so spricht er dir vor von dem Ge-
wZellglSein und Ungezeilgtsein. Willst du Brod kaufen, so heisst es:
a-(lCF Vilißr ist grösser als der Sohn. Fragst du, ob das Brodt fertig.
1750 antwortet er: Der Sohn Gottes ist aus Nichts geschaßcn." Nean-
dL-r, Kirchengeschichte, u. 327,