Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

l O-L 
Das 
byzantinische 
Reich. 
blutigsten Kämpfen ausbrach. In Constantinopel selbst 
entstand bei dem Einschreiten der Obrigkeit gegen die 
Gewaltthateil dieser Parteien ein Aufruhr, in welchem 
ein Theil der Stadt ein Raub der Flammen wurde. 
Allein diese Sittcnverderbniss darf man nicht grade 
als das alleinige oder hauptsächliche Hinderniss, welches 
einer bessern Wirksamkeit des Christenthums entgegen- 
stand, betrachten. Vielmehr würde sich die neue Lehre 
mit der reinem Sitte griechischer und römischer Vorzeit 
noch weniger vereinigt haben. Man hätte sie überall 
nicht verstanden; jenen bessern Heiden wäre sie recht 
eigentlich, wie die Schrift sagt, eine 'l'horheit gewesen. 
Nur durch das Verderben der altheidnisehen Sitte war 
ein Eindringen des Christenthums möglich. Vielmehr 
stand das Erhaltene dieser alten Civilisation der freien 
Wirksamkeit des Christenthums entgegen. Die edelste 
Aufgabe der Religion, die Durchbildung und Gestaltung 
der Sitte war ihr entzogen; denn hier war alles fertig, 
wohlbegriindet und zusammenhängend. Dagegen fand die 
Kirche eine altkluge, in dialektischen Streitigkeiten er- 
graute Philosophie vor, und konnte sich nicht entbrechcn, 
indem sie den Einwendungen und Angriffen derselben 
entgegentrat, zu spitzfindigen Unterscheidungen und phan- 
tastischen Grübeleien überzugehen. Hierauf beruht der 
wesentliche Unterschied der Kirche des Orients von der 
des Abendlandes, welcher sich in ihrer Geschichte und 
namentlich in den Ketzerstreitigkeiten deutlichst zeigt. 
Die römische Kirche, im Confliet mit rohen germanischen 
Völkern, welche der Erziehung-bedurften, hat es fast 
immer mit sittlichen und praktischen Bestimmungen zu 
thun, während die griechische sich ausschliesslich mit 
mehr oder weniger dunkeln (logmatischen 'l'heorien be-
	        
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