Mischung
christl.
heidnischer
Elemente.
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mahnungen der Geistlichkeit gegen die anstössigsten der
herrschenden Sünden. Der wucherische Eigennutz und
die Prozesssucht der Römer, die nach dem Verluste der
Freiheit als ein Nachspiel des kriegerischen 'l'reibens
noch mehr um sich gegriffen, hatten eine Last von Ge-
setzen erzeugt, die mit ihren Widersprüchen oder mit
spitzfindigen Distinctionen den Reiz des Streites aufs
Höchste steigerten und der Entwickelung uneigennützigen
Sinnes vielfach entgegenwirkten. Das Interesse der wan-
kendeu Regierung und die Gewohnheit knechtischen
Dienstes hatten eine steife Abstufung der Rangverhält-
nisse hervorgebracht, welche die Eitelkeit reizte und mit
dem freien, brüderlichen Verhalten der Christen unver-
einbar War. Eine Menge hergebrachter Einrichtungen
erhielt die Gewohnheit grobsinnlicher Erregungen. Die
öffentlichen Spiele, mit welchen die Machthaber Roms
frühzeitig dem Volke geschmeichelt und es beschäftigt
hatten, waren schon in Rom zu einer leidenschaftlichen
Liebhaberei geworden die auf das byzantinische Reich
überging. Zwar duldete der christliche Sinn nicht mehr
die blutigen Kämpfe der Gladiatoren , aber er konnte nicht
verhindern, dass die Bühne mit geschmack- und scham-
losen Darstellungen den Pöbel belustigte. Noch grösser
war die bis zum Wahnsinn gesteigerte Theilnahme an
den Wettrennen. Nach den beiden Classen der Wagen-
führer hatten sich in allen Städten die Parteien der Ve-
netcr oder Blauen und der Prasier oder Lauchgrünen
gebildet, welche einander mit einem Hasse verfolgten,
der selbst die Bande der Familien zerriss und oft zu den
i!) Dia]. de caus. corr,
matris roucipi mihi vidßnlm
rumque sludia.
eloqu. c. 29. Urbis vitia paene in ulero
hish-ionlalis favor et glrldiatorum equo-