Mischung
christl.
heidnischer
Elemente.
lOl.
man es, das christliche Reis auf den Stamm der heidni-
schen Sitte zu impfen. Die äusseren Formen des Cul-
tus wurden strenge beobachtet, Gebräuche, welche (lßlll
christlichen Moralgesetze ausdrücklich widersprachen,
durch Verbote abgeschafft, nur das scheinbar Gleichgül-
tige blieb bestehen. Man ahnete nicht, dass auch in
diesen unverfänglichen Formen der Geist des Heidenthums
athmete. Schon die Verfassung des Staats, die unbe-
schränkte Gewalt des Augustus, der Glanz welcher ihn
umgab, beruhete auf einer heidnischen Weltansicht. Zwar
würden die freien Bürger von Hellas und Rom in den
Sclaven der byzantinischen Autokratoren ihre Nachkom-
men kaum erkannt haben, und der unbegränzte Gehorsam
des Kaiserreichs schien mehr der christlichen Demuth als
dem republikanischen Alterthum zu entsprechen. Allein
der Christ sieht auch in dem Herrscher nur den Men-
schen, dem der Gehorsam von Rechtswegen zwar gezollt
wird, dessen Rechten aber auch Pflichten entsprechen.
Der Fürst steht nicht, wie die Constitutionen der Cäsarn
es aussprachen, über dem Gesetze. Die schrankenlose
Despotie, die Gräuel, welche den Thron der Cäsarn in
Byzanz, wie früher in Rom, betieckten , waren eine Folge
der Vergötterung, welche die Schmeichelei des Heiden-
thums dem Inhaber der höchsten Macht widmete , ein
Erbtheil der einst vergötterten Republik. Ebenso wie in
der Verfassung des Staates lebte auch in der häuslichen
Sitte, im Rechte, in äussern Gebräuchen noch ein heid-
nisches Element. Alle natürlichen Gesinnungen und
NVünsche, die aus den Verhältnissen der Familie, aus
den Formen des Umgangs hervorgingen, trugen das Ge-
präge desselben. In der Ehe fühlte man noch immer die
Strenge des altrönlischen Contracts, das häusliche Leben