Verfall
des
rölnischen
Reichs.
künstlerischen Formen ein grosscs Gesetz der weitge-
schichtlichen Entwickelung, das auch in der Geschichte
des geistigen Lebens und namentlich der christlichen Re-
ligion sich oft geltend macht. Ueberall wo eine Richtung
des menschlichen Geistes ihr Ziel erreicht hat, zeigen
sich in der Zeit ihres Absterbens Andeutungen des neuen
Princips. Allein diese treten keinesweges sofort in volles
Leben, vielmehr entstehen nun Hindernisse und entgegen-
gesetzte oder entstellende Bestrebungen, welche diesen
erwachenden Geist mit sich in Zwiespalt bringen und
von dem rechten Wege abführen; so beginnt dann ein
langer Zeitraum der Gährung und unklarer Gestalt, bis
endlich jenes zuerst angedeutete Princip erkräftigt und
selbstbewusst wieder hervortritt und nun mit unwider-
stehlicher Macht siegt. Menschliche Ungeduld kann die-
ses Zögern der Geschichte als eine Unvollkommenheit
und Härte betrachten, aber wirsollten vielmehr darin die
Weisheit der Vorsehung erkennen, welche die grossen
Ereignisse nicht plötzlich, nicht mit Willkür eintreten,
sondern langsam reifen lässt, damit sie zugleich ein
YVerk der menschlichen Freiheit und höherer Nothwen-
digkeit
werden.