Sittlichkeit.
bloss das Hässliche, sondern auch das Alltägliche und
Gemeine, das Zufällige und Unbedeutende, wenn es (lurch
künstlerische Behandlung eine gewisse Weihe erhielt,
war (lemgriechjsehen Gefühle verhasst, da es dem StreY
ben ein niedriges Ziel gesetzt hätte. Daher verboten in
manchen griechischen Staaten die Gesetze die Nachbil-
dung andrer als schöner Menschen; daher verlangten die
Philosophen, dass die Musiker unter Leitung der Staats-
obern ständen, damit keiner neue '1'0nweisen erlinrle. M an
sieht, dass hiedurch die Kunst einen ernsten Charakter
erhalten musste. Das Wort unseres deutschen Dichters
"Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst hat wohl
einen richtigen und anzuerkennenden Sinn, denn die Kunst
ist frei von jenem trüben Ernst gemeiner YVii-klichkeit.
VVollte man es aber so verstehen, dass der Kunst jede
ernste Beziehung auf das Leben abgesprochen würde,
so passte es wenigstens auf die Griechen nicht, ja es
würde schon in Beziehung auf uns etwas Schielendes
und Unwürtliges haben. Etwas Unwürtliges, denn in der
Kunst ist auch bei uns ein religiöses und sittliehes Ele-
ment, und daher ein würdigerer Ernst, als in den gemeinen
Interessen des Lebens; etwas Sehielendes, denn die Kilnst
wirkt immer auf die Gesinnung zurück und greift daher
in den Ernst des Lebens ein. Bei den Griechen schwin-
det dieser Gegensatz noch mehr. Das Leben ist selbst
ein heiteres Bestreben nach Schönheit, nach einer Wohl-
ordnung des Staates, nach eignet Schönheit des Körpers
und der Seele, die Kunst ist nur eine reinere, strengere
Auffassung dieses Lebens.
Aus diesem regern Sehönheitsgefühle , aus dieser
Scheu vor dem Vereinzelten und Zufälligen folgte denn,
dass auch die nachbildenden Künste sich weniger als bei