Stylgesctze.
auf diesen selbstständigen Göttergestalten. Selbst die
Natur ist nicht bloss Ein Ganzes, sondern sie löst sich
in viele einzelne, mensehenähnliehe Wesen auf. Ja end-
lich das gemeinsame Vaterland der Ilellenen, das geliebte
Land der Sitte und der Kunst, obgleich es einzig Lmter
den Barbarenvölkeril der übrigen Erde dasteht, ist für
den Griechen nicht ein einiges Land oder Reich, son-
dern das bewegte und getheilte Gemeinwesen seiner
Staaten und Städte.
Ueberall mithin zeigt sich die höhere geistige Eim
heit zunächst und äusserlich in einer Mehrzahl freier und
selbstständiger Glieder, und diesen Grundgedanken sehen
wir denn auch in den freistehenden Säulen der Halle
ausgeprägt.
Aber durch die scheinbare Vereinzelung wird die
innere Einheit nicht aufgelöst, sondern vielmehr kräftiger
und Wirksamer gemacht. Die Götter sind Genossen des
olympischen Mahls, dem gleichen Schicksal unterworfen.
Die belebten Geister der Natur berühren sich durch ihren
proteusartigen Wechsel als innerlich verbunden, sie tauchen
auf und sinken zurück. Die Einheit beruht in der Gleich-
heit des Vielen, und das, was die Natur in ihrem Gebiete
unwillkürlich hervorbringt, bewirkt im Gebiete mensch-
licher That die Sitte und Erziehung. S0 wird der Jüng-
ling in der Palästra in körperlicher Uebung ausgebildet,
dass er selbstständig in Kraft und Schönheit heranwachse,
aber zugleich in geistiger Demuth, dass er die Götter
ehre und die Gesetze der Stadt über alles achte, damit
seine vereinzelte Kraft nur dem Ganzen diene.
Und
S0
sehen
wir
denn
in
der Säulenhalle
des Tenn-
pels das Abbild oder das Urbild dieser Anschauung.
Schön gerundet und selbstständig, in stolzer Kraft und