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Griechische
A rchitektur.
Fuss ,
nicht
mehr
als
manche
Iläusex-
UIISGTEI"
Städte.
Die asiatischen und besonders die sicilisehen Bauten geben
zwar etwas grössere Verhältnisse, die aber immer bei
weitem noch nicht an die Ausdehnung ägyptischer Tem-
pel, gothischer Kirchen oder moderner Paläste reichen.
Wenn es nun auch ein Beweis des reinen und zarten
architektonischeniGefühls ist, dass man nur durch die
Formen und Proportionen an sich , nicht durch ihre
Grösse im Verhältniss zur äussern Natur wirkt, so kann
diese Wirkung doch nur dann erreicht werden, wenn
auch sonst alle Verhältnisse des Lebens diesen mässigen
Charakter haben , wenn der Sinn nicht an das Mächtige,
Hochstrebende gewöhnt ist. Jene griechische Ansicht
der göttlichen und sonst höhern Dinge, welche alles
unter gleichem Maassstabe betrachtet, in allem die X7e1ß
wandtschaft mit dem Menschlichen auffasst, war daher
nothwendig , um
zu versenken.
sich
in
diese
Formen
mit
ganzer
Seele
Dahin gehört ferner der Mangel der Fenster, welcher
der Säulenreihe und ihrem bewegten Wechsel den ein-
fachen Hintergrund einer ungebrocllenen VVand gewährt.
Sobald das Bedürfniss oder der Zufall vielfache Licht-
Öffnungen nöthig macht, büsst der Portikus eine seiner
wesentlichen Bedingungen ein, und mit ihm verlieren
alle übrigen, wie wir sahen mit ihm so innig verwach-
senen, Formen des griechischen Baues an ihrer Bedeutung.
Wir werden daher am Schlusse unserer Betrachtung
auf den Grundgedanken des griechischen Baues zurück-
geführt, auf das 'l'empelhaus mit der Säulenhalle. Man
kann fragen, welcher glückliche Umstand die Griechen
auf diese Form geführt habe. Vitruv, der Römer, der
Zeitgenosse des Augustus und des schon gesunkenen