Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Stylgesetze. 
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gelernt hatte, meinte man (bestärkt in diesem YVahne 
durch die Art, wie Vitruv seine Lehren vortrug) nun 
auch einen festen Kanon, feste Zahlenverhältnisse und 
Maasse, durch welche es den Baumeistem leicht wurde, 
so zu verlhhren, entdecken zu müssen. Mit Erstaunen 
fand man grade das Gegentheil; überall abweichende, 
mannigfach modilicirte Pi-oportionen , ineommensurable 
Zahlen , nicht bei zwei verschiedenen Gebäuden völlig 
dasselbe. Das Geheimniss wurde durch diese Erfahrung 
noch verborgener, und wird es freilich für die N aeliah- 
mung stets bleiben. Indessen verstehen wir, worin es 
seinen Grund hat. Indem man eben überall nur die aus 
der Sache selbst hervorgehenden Bedingungen erfasste, 
die Grundformen ilicht zu notlnvendigen stempelte, son- 
dern als solche empfand, konnte man sich ohne Bedenken 
der grössteil künstlerischen Freiheit überlassen und die 
Einzelheiten ganz nach den Umständen und dem Gefühle 
vollenden. So verbindet sich mit der Wahrheit und Rein- 
heit auch die Freiheit. Je mehr der Geist die Dinge 
selbst ergründet, sich ihnen hingiebt ohne sie durch seine 
WVillkür zu entstellen, desto freier eröffnen sie sich ihm 
und desto freier kann er auch mit ihnen schalten, wo es 
sein gutes, angeborenes Recht ist. 
Durch diese Reinheit und Wahrheit kann man denn 
in der That die griechische Architektur als ein Vorbild 
und Muster für alle Zeiten ansehen. Allein nicht minder 
ist auch ein entschieden nationales, ausschliesslich grie- 
chisches Element anzuerkennen, Welches der Nachahmung 
in andern Zeiten und unter andern Völkern entgegenstelxt. 
Ich rechne (lahin zuerst die Kleinheit der Gebäude. 
Der Parthcnoxl, der bedeutendste 'l'cmpel 
sischen Blüthezeit, hatte nur eine Höhe 
der 
V O H 
athßnicn- 
65 engl.
	        
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