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Griechische
Architektur.
eirung der Tempel bezieht sich auf die grössere oder
geringere Vollständigkeit der Säulenhalle. Die Regel
nämlich bestand darin, dass eine einfache Säulenreihe in
einer der Säulenweite ähnlichen Entfernung um die Cella
herumlief und so einen mässigen, wenn auch nicht ge-
räumigen Umgang gestattete (templa pcriptera). Allein
die Verhältnisse des Raumes oder der Mittel führten bei
kleinern Tempeln zu Ersparnissen, bei grössern Pracht-
bauten zur Erweiterung dieser ursprünglichen Anordnung.
Die einfachste Tempclart ist die, bei welcher die Cella
keinen Säulenumgang, sondern nur eine Vorhalle hat ,
welche von den vertretenden Seitenmauern begränzt und
von zwei , den Thürpfosten entsprechenden Säulen ge-
stützt ist (templa in antis). Bei andern ist zwar vor
dieser Vorhalle eine wirkliche Säulenhalle angebracht,
die aber eben nur auf dieser Vorderseite steht, während
die drei andern Seiten den Säulenschmuck entbehren
(prostyla), oder dieser sich doch nicht an den Seiten-
Wänden, sondern nur auf der Rückseite findet (amphi-
prostyla). vAn diese unvollkolnmeneir Arten sehliessen
sich die Tempel an, welche die volle Säulenhalle nur
scheinbar nachahmen (pseudoperiptera), indem nur auf
der Vorderseite freie Säulen, auf den drei andern Seiten
eingemauerte Halbsäulen sind. Bei grössern Tempeln
dagegen verdoppelte man die Grösse der Säulenhalle,
entweder so , dass zwei parallele Säulenreihen auf jeder
Seite neben der Cellenwand standen (diptera), oder so,
dass man die mittlere Säulenreihe fortliess und nur einen
breitern Umgang zwischen den äussern Säulen und der
Cellenwand beibehielt (pseudodiptera). Natürlich hatte
diese Behandlung des Portikus auf die Zahl der Säulen
in der vordem Reihe Einfluss, welche daher beim Prostylos