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Griechische
Architektur.
lichen derselbe, Welcher die Gleichheit der Säulen noth-
wendig machte. Die Säulen selbst sind zwar körperlich
getrennt, aber in ihrem Zwecke und in der Bedeutung
des Ganzen sollen sie verbunden sein. Ebenso wie die
Ungleichheit ihrer Gestalt würde aber die Entfernung sie
getrennt haben, wenn sie allzugross gewesen wäre und
nicht eine nahe, leicht verständliche Proportion zur Säu-
lendicke gehabt hätte. Völlige Gleichheit des Zwischen-
raumes mit dem Körper der Säule wäre aber wiederum
gegen die Natur der Sache gewesen; der runde Stamm
ist an sich bedeutender, das Auge weilt länger auf ihm,
als an dem leeren Raume, den es schnell durcheilt. Die-
ser muss daher immer grösser sein, als der Durchmesser
des Säulenstammes, wenn auch nur um ein Geringes.
Doch wird dies leicht zu gedrängt erscheinen, das schönste
Maass ist daher das, welches sich an die Verdoppelung
des Durchmessers anschliesst, wo dann die körperliche
Rundgestalt und die lineare Oeffnung in einer sehr fühl-
baren Eurhythmie, wie die langen und kurzen Sylben des
Versmaasses, wechseln. Die Gründe für eine weitere
oder engere Stellung der Säulen lagen demnächst im
Wesentlichen in dem Charakter des Ganzen. Vitruv
tadelt die enge Stellung, weil dadurch die Bildwerke des
Tempels für den Davorstehendeil verdeckt würden, und
weil die_ Matronen nicht paarweise durchgehen könnten.
Offenbar sind beides unzureichende Gründe für eine Wei-
tere Säulenstelluilg, da sie bei hinreichender Stärke des
Säulendurchmessers ungeachtet der engen Stellung ver-
schwinden. Da die Säulen in der schönsten Zeit und
bei
bedeutendem
Tempeln
niemals
unter
drei
Fuss
und
letzTen Säulenstellungen
von noch grüsserer Säulenweite. Die bßidßll
kommen indessen nur spät. und selten vor.