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Griechische
Architektur.
Ueber die architektonische Ausführung des Daches
ist wenig zu sagen. Bekanntlich war es bei den Griechen
überhaupt weniger steil als in unsern nordischen Gegen-
den; der dorische Styl liebte noch niedrigere Dächer,
als die beiden andern Ordnungen , wie dies der mehr
gedrungene und einfache Charakter dort, der luftigere
und leichter aufstrebende bei diesen mit sich brachte.
An dorischen Gebäuden finden wir die Höhe bis auf ein
Zehntel der Breite des Giebels herabgesetzt, bei korin-
thischen steigt sie bis auf ein Fünftel Luid mehr. Die
Deckung des Daches wurde mit Ziegeln von Marmor
oder Backstein bewirkt, bald Plattziegel, bald Ilohlziegel,
mit ihren Fugen ineinander greifend, ohne Nägel und
Haken. Aeussern I-Ialt gaben ihnen die Rinnleiste, wo
sich eine solche fand, wo nicht, aufrechtstehende Stirn-
ziegel, die an der Traufe vorgenagelt wurden, in Gestalt
eines flachen, oben spitzen Schildes, gewöhnlich mit einer
Palmette verziert. f) Auf den Ecken des Gebäudes
machte der Stirnziegel ebenfalls eine Ecke, so dass er
auf jeder Seite halb. war. Der Giebel erhielt gewöhnlich
auf seiner Spitze eine ähnliche Zierde, welche mit dem
Eckziegel durch eine bald einfache, bald wellenförmige
Ränderung der Seiten des Giebeldreiecks verbunden war.
4') Antike Bedachnngen sind sehr selten erhalten. Ein Beispiel
einer solchen gewährt die eines Landhauses bei Ostia, welche durch
einen ausserordentlichen Zufall unzerstört geblieben ist und (lcren
Abbildung sich in den, Antiche opere in plastica della eullczione dcl
Cav. Campana, Roman 1842, Taf. 6. findet. Das Dach ist hier mit
grossen Ziegelplatten mit erhubencm Bande überdeckt, welche strei-
fenweise über das Dach hinunterlaufcn und an der llliindung mit
Antelixen verziert sind, an welchen sich passendes Bildwerk findet.
Der Bau ist zwar erst aus der Zeit Iladrians, indessen scheint sich
die Constrlzction des Daches der der marmurncn Tempeldächei- genau
anzuschliessen. Knnstbl. 1843. Nr. 18.