Das
Giebeldach.
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stehenden
der
Wand
in
das
Horizontale
der
Decke.
Im
dorischen
Gebälk
lösen
sich
diese
beiden
Richtungen ,
als senkrechter Fries und vorragender Kranzleisten im
scharfen, rechtwinkeligen Gegensatze, und in den andern
Ordnungen bleiben sie geschieden, wenn auch das Herbe
jenes schroffen Gegensatzes durch manche Gradationen
gemildert ist. Wir sehen daher in dieser Sonderung die
höhere Klarheit des griechischen Bewusstseins.
YVir kommen jetzt endlich zum Abschluss des Ge-
bäudes, zum giebelförmigen Dache. Wenn auch zunächst
ein Gegenstand des Bedürfnisses, durch das Klima be-
dingt , ist es nicht minder von höchster ästhetischer
Bedeutung. Man denke sich den griechischen 'l'ennpel
mit der flachen ägyptischen Decke und er verliert seinen
ganzen Charakter. Mit dieser unbestimmt fortlaufenden,
wüsten Flache ist schon das Unfertige, Unabgeschlossene
verbunden, welches die ägyptischen Gebäude zu blass
zufälligen, stets zu vermehrenden Aggregaten verschie-
dener Monumente machte. Erst durch die Neigung der
Dachflächen erhält das Ganze eine Spitze, in der die auf
dem Boden getrennt nebeneinanderstehenden Einzelheiten
sich zusammenfügen und das Ganze sich abschliesst und
vollendet. Dieser Abschluss hat aber auch die Bedeutung
der Gliederung. Er bestimmt das Verhältniss der ein-
zelnen Seiten zu einander, bezeichnet durch den Giebel
die Eingangsseite, die Richtung, in welcher, das Gebäude
betreten wird und also auf den Eintretenden zurüekwirkt,
die thätige Richtung; durch die herabhängenden Dach-
llächen die Nebenseiten , das Passive des Gebäudes;
durch die Verbindung beider, die in diesem Gegensatze
enthalten ist, den Zusammenhang beider Richtungen zu
einem Ganzen.