Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Gebälk 
der 
ionischen 
und 
korinth. Ordnung. 53 
der Nothwendigkeit derselben und die ungestörte, innere 
Harmonie des Ganzen höchst entschieden aus. In den 
beiden andern Ordnungen ist diese Uebereinstimmung 
nicht so derb imd gradezu beabsichtigt, aber dennoch in 
feinem Zügen bemerkbar. Im Arehitrav Wiederholt sich 
das Vorherrschen horizontaler Lagen, wie in der Basis 
der Säulen, im Fries deutet wenigstens die Wahl der 
bildlichen Verzierungen auf das Senkrechte des Schaftes 
hin. Entschieden zeigt sich aber Wieder der Zusammen- 
hang des Gesimses mit dem Kapital. Denn während 
beide Ordnungen im Architrav und Fries , wie im Fuss 
und Stamm der Säule , sich gleichen, tritt im Gesinls 
wieder eine charakteristische Verschiedenheit heraus, die 
nicht bloss dem Charakter der Kapitale analog ist, son- 
dern auch die Wiederkehr der Acanthusblätter an den 
Kragsteinen des korintlüsehen Gesimses bedingt. 
Verweilen wir noch einen Augenblick bei der Zu- 
sammensetzung des griechischen Gebälkes im Allgemei- 
nen, so haben die Architekten, ausgehend von der Ansicht, 
dass in den Formen des ausgebildeten griechischen Baues 
überall reine Nachahmungen des Zweekmässigen vor- 
handen, sich die Frage vorgelegt, wozu denn eigentlich 
jene Dreitheilung, wozu namentlich der Fries gedient 
habe, dabunmittelbar auf den Hauptbalken die Bedachung 
mit ihrem Gesimse angebracht, oder (wenn man eine 
grössere Höhe des Gebäudes erhalten wollte), die Säule 
schlanker gebildet werden konnte. Sie haben diese Frage 
verschieden beantwortet, und den Grund entweder darin 
gesucht, dass man die IYIöhe des beschatteten Raums im 
Innern der Halle vermehren wollen, oder doch darin, 
dass zur grössern Festigkeit der Säulen eine schwerere 
Last dienlich gewesen, welche durch zwei verschiedene
	        
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