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Römische
Kunst.
seine
welthistorische Bedeutsamkeit.
Dies
verdient
noch
eine kurze Betrachtung.
Ebenso wie in der
Kunst
bildenden
verhielten
sich
die
Römer
in
allen
andern
Künsten.
Werfen
wir
einen
Blick auf die römische Poesie, so finden wir hier wie
dort ein entschiedenes Nachahmen griechischer Formen
und ein fast unbemerktes Beibehalten vereinzelter itali-
scher Eigenthümliohkeiten. Wie die Säulenordnungen in
der Architektur nahm man die Versmaasse, mehr oder
weniger gegen den Geist der römischen Sprache, bald
auch die Dichtungsarten der Griechen in Rom auf. Auch
war der Erfolg derselbe; die Dichtungen strengen, idealen
Styls, das" heroische Epos, die 'l'ragödie, blieben immer-
hi-n weit hinter den griechischen Vorbildern zurück,
obgleich sie in Einzelheiten, in der verständig festen
Structur und in der Mannigfaltigkeit von Gedanken und
Bildern manches Verdienstliche haben. In der Anmuth
"der Idylle, im mannhaften Pathos der Ode mischt sich
schon das eigenthümlich Römische auf vortheilhaftere
Weise ein. Besonders aber in den Gattungen, wo die
Wirklichkeit mit porträtartiger Wahrheit und persönlicher
Wärme behandelt wird, wo die sittliche Strenge und
der leichte Scherz sich geltend machen, wo die Ironie
spielt, die immer hervortritt, wenn die gemeine Natur
in der idealen Form der Kunst behandelt wird, sind die
römischen Dichter selbstständig und vortrefflich. Wir
haben also wesentlich dasselbe Resultat wie in der. bil-
denden Kunst. Auch in der Musik scheint, so viel wir
nach den dürftigen Nachrichten urtheilen können, das-
selbe Verliältniss stattgefunden zu haben; auch hier
linden wir Tonweisen und Kunstwörter griechisch und
das Selbstgefühl einer eigenen Richtung wird nirgends