Wandmalereien.
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kennen gelernt, welche bekanntlich Raphael anregten, die
Loggia des Vatican mit ähnlichen heitern Erfindungen
zu schmücken. Durch die Ausgrabung jener Städte am
Fusse des Vesuv sind wirk nun aber viel besser unter-
richtet. Wir sehen hier, dass auch in diesen kleinem
Städten der Luxus anmuthiger Wandzierden überaus weit
getrieben war; kein Zimmer, kein Gemach dieser Häu-
ser entbehrt malerischer Zierde. Meistens befindet sich
auf jeder Wand ein Bild in kleiner Dimension, welches
in einem viereckigen Raume in der Mitte derselben ab-
gegränzt und mit architektonischen Arabesken , die es
umgeben, in Verbindung gebracht ist. In den letzten,
auch in einzelnen architektonischen Bildern, finden Wir
jene phantastische Behandlung der Bauformen, Welche zwar
nicht ungraziös ist, aber allerdings für die Erhaltung des
architektonischen Sinnes nachtheilig sein musste. Die
mittlern Bilder enthalten theils historisch-mythologische
Darstellungen, theils einzelne Figuren, Nymphen, Cen-
tauren oder dergleichen in anmuthig leichter Stellung,
theils Kinderscherze oder Theaterscenen, häufig Land-
schaften und architektonische Prospecte , endlich auch
Stillleben, Thiere , Früchte , Geräthschaften, Masken.
Auch leichtfertige und anstössige Gegenstände kommen
in grosser Zahl vor. Im Ganzen geben uns diese Bilder
eine sehr grosse Vorstellung von dem technischen Ge-
schick der römischen Kunst, besonders wenn man er-
wägt, dass diese Arbeiten unmöglich von berühmten
Meistern herrühren können , sondern mehr handwerks-
mässig mit grosser Schnelligkeit ausgeführt sein müssen.
Sie sind theils auf frischen, theils auf trockenen aber
sehr sorgfältig vorbereiteten Kalk , theils in Wachs
enkaustisch gemalt, in lebhaften, manchmal etwas grellen