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Römische
Malerei.
Jene Ahnenbilder , die man in den Vor-hallen adeliger
Häuser aufstellte, waren zwar meistens in Wachs ge-
formt; indessen geht schon aus einer Stelle des Plinius
hervor, dass man auch gemalte Porträts, zugleich mit
gemalten Darstellungen besiegter Völker und anderer
auf den Ruhm eines der Vorfahren bezüglichen Gegen-
stände in den Häusern aufbewahrte. XVenn auch diese
Bilder keine grossen Vorzüge besassen, so mochte eine
so anwendbare Kunst doch in den Augen der Römer
ehrenvoller erscheinen. Dies wird Wenigstens dadurch
bestätigt, dass, Während kein einziger römischer Nalne
unter den Bildhauern vorkommt, eine Reihe solcher unter
den Malern erwähnt istü"). Schon frühe (um das Jahr der
Stadt 450) zeichnete sich ein edler Römer, aus dem Ge-
schlechte der Fabier, durch seine Kunst so aus, dass
seine Nachkommen den Beinamen Pictor führten; ein
Tempel der Salus war von ihm gemalt. Auch der Dichter
Pacuvius malte für einen Tempel. Kurz vor August lebte
Arellius, an dem Plinius rügt, dass er unter dem Namen
der Göttinnen stets irgend eine Geliebte gemalt habe 5
fast gleichzeitig Ludius, von dem wir nacher noch spre-
chen werden. Amulius , der mit römischer Gravität immer
in der Toga arbeitete, war von Nero so in Anspruch
genommen, dass der Geschichtschreiber das goldne Haus
sein Gefängniss nennt. Unter Vespasian waren Cornelius
Pinus und Actius Priseus angesehene Maler, von denen
der letzte sich am meisten den Alten näherte. Sie alle
sprochenen Stelle erzählt nämlich Plin. a. a. 0., dass der bedeutende
und fruchtbare Schriftsteller Marcus Varro (Cicerrfs Zeitgenosse)
seinen Werken 700 Bildnisse (aliquo mndo imagines) berühmter Män-
ner hinzugefiigt habe. Worin dieses vhenignissimum inventumß wie
Pliuius es nennt, eigentlich bestanden, ist freilich völlig unbekannt.
i") Plin. XXXV. c. 7. und c. 37.