Das
korinthische
Kapitäl.
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eine tiefere Wahrheit des Gefühles aus, indem es aus
der Verwandtschaft der Gestalten heraus, die innern
Gesetze der Natur, den Zusammenhang des Organischen
und Mechanischen in zarten Anklängen andeutete.
Der Schmuck des korinthischen. Kapitals erhebt sich
Bekanntlich in drei Reihen über einander. Aus dem Rund-
stabe, welcher den Säulenstamrn oben begränzt, steigen
acht Blätter dicht ringsum geschlossen auf, die der Natur
gemäss erst mit einer leichten Bauchung auswärts, dann
einwärts gebogen, endlich mit ihrer Spitze sich nach
aussen hinneigen. Ueber diesen erhebt sich aus den
Zwischenräumen der ersten Reihe eine zweite von acht
andern, ähnlichen Blättern. Aus den Zwischenräumen
dieser zweiten Blätterreihe wachsen vier Stiele mit einer
knospenartigen Gestalt, aus welcher unter Blättern je
zwei Stengel aufsteigen, die sich nach beiden Seiten hin-
biegen, und sich schneckenartig krümmen. Beide sind
nicht gleich, sondern jedesmal ist der eine schwächer,
der andere stärker, so jedoch, dass ihre Stellung wech-
selt und bei zwei benachbarten Knospen jedesmal die
nächsten Stengel gleich schwach oder stark gestaltet
sind, und sich einander entgegenkommend mit ihrer
Krümmung berühren. Die schwächern dieser Stengel
(Schnörkel, heliees) treffen vor der Mitte des Abacus
zusammen, die stärkern (Volutae) laden in den Ecken
desselben kräftiger aus. Der Abacus selbst hat zwar"
die Gestalt eines Vierecks, aber nicht mehr eines grad-
linigen, sondern jede seiner Seiten besteht in einer nach
innen zu vertieften Kreislinie, so dass die vier Ecken
mit einer stumpfen Spitze vorspringen und dergestalt die
Voluten, die zu zweien zusammentretfend sich zu vier
Paaren an einander lehnen, bedecken. In der Mitte jeder