Schätzung
dieser
Kunstf
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len; eine Composition von der uns anmuthige Beschrei-
bungen aufbewahrt sind.
Schon im alexandrinischen Zeitalter hatte man indes-
sen ein Sinken dieser Kunst von dem hohen Standpunkte,
den sie unter Apelles einnahm, bemerkt, und jedenfalls
hob sie sich unter den Römern nicht wieder, vielleicht
sank sie sogar schon jetzt noch merklich tiefer. Plinius,
unser oft genannter Gewährsmann, klagt wiederholt über
den Verfall der Malerei. Einst, sagt er, sei diese Kunst
edel gewesen, von Königen und Völkern gesucht, und
hätte die, welche sie der Nachwelt zu überliefern wür-
digte, geadelt. Jetzt sei sie von Gold und Marmor ver-
drängt. Er spricht von ihr als von einer nsterbenden
Kunst". Ervversiehert, wieder mit einer bittern Bemer-
kung über die Praehtliebe seiner Zeit, jetzt entstehe
kein edles Gemälde mehr
Indessen sind diese Urtheile nicht ganz unbefangen
und nicht bloss vom Standpunkte des Kunstfreundes ge-
fällt. Sie knüpfen sich an moralische Vorwürfe, welche
Plinius seinen Zeitgenossen machen will, an den Vorwurf
eitler Prachtliebe , die kostbare Stoffe seelenvollen Bildern
vorziehe, und an den der Schlatfheit, welcher nichts daran
liege, den Nachkommen bekannt zu werden. In seiner red-
nerisehen Weise, kleidet er diese Vorwürfe in eine Klage
über den Verfall der Malerei ein. Vielleicht wurde aber
auch die Abnahme dieser Kunst grade deshalb mehr beklagt,
weil sie den Römern ein höheres Interesse als die Sculp-
tur einflösste. Schon ihre grosse Neigung für die Auf-
bewahrung von Bildnissen mochte sie dahin führen ff).
Plin. XXXV. c. l. c. 11. princ. c. 32. in fine.
i") Vielleicht brachte die Liebhaberei der Bildnisse schon damals
eine dem Kupferstich ähnliche Erfindung hervor. In einer oft he-
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