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Römische
Sculptur.
ohne Zweifel fast fabrikmässig gearbeitet, und manche
Erben mögen der Anforderung des Anstandes gern mit
geringen Kosten genügt haben. Auch mag grade die Be-
ziehung des Gegenstandes auf Geheimlehren, der Wunsch
der Besteller recht Vieles, was der Deutung günstig war,
in die Darstellung hineinzubringen, zu der Häufung der
Figuren mitgewirkt haben. Dennoch ist der Styl, in wel-
chem sie sich völlig gleich bleiben, bemerkenswerth, um
so mehr, als die spätere Zeit, denen diese Monumente
angehören, nicht erfinderisch war, und also gewiss nur der
Anleitung folgte, welche ihr das Augusteische Alter hin-
terlassen hatte. Vergleichen wir diese Eigenthümlichkeit
des römischen Reliefs mit der, welche wir am Porträt
wahrnehmen, so kommen beide wohl aus einer Wurzel,
aus der Richtung des Sinnes auf eine praktische Wirk-
lichkeit, aber offenbar zeigt sich diese Richtung in dem
Style des Porträts noch günstiger, weil sie sich dabei
ohne Verletzung künstlerischer Gesetze an die derbe
Natur anschliessen konnte , während der Reliefstyl in
seinen strengem Anforderungen mit dieser Sinnesweise
nicht wohl vereinbar War.
Vortheilhafter als an den grössern Reliefs zeigt sich
die römische Kunst an den kleinem Arbeiten verwandter
Art, an Münzen und geschnittenen Steinen. Die
Münzen aus der Zeit der Republik sind sämmtlich noch
ziemlich roh, selbst denen der kleinem Städte Gross-
griechenlands nachstehend. In der Zeit des Cäsar und
im ersten Jahrhunderte der Kaiser wetteiferten sie dagegen
an Eleganz mit den griechischen und sind namentlich in
der Porträtbildung der Kaiser von grosser Vollendung.
Vielfältig geübt und sehr beliebt war die Stcinschneide-
kunst, und die bedeutendsten Arbeiten dieser Art, welche