408
Römische
Sculptur.
wir auch die Fabel des Protesiliaos, welcher zuerst unter
den Griechen vor Troja fiel, und dessen junge, ebenver-
mählte Gattin von den Göttern seine Rückkehr auf drei
Stunden erlangte. Man versteht die Hinweisung auf eine
"Hoffnung des Wiedersehens, vielleicht auch eine Bezie-
hung auf eine frühzeitig getrennte glückliche Ehe. Ver-
wandt ist die Geschichte der Alceste, die einige Male
vorkommt. Dahin gehört denn auch die besonders be-
liebte Darstellung des Meleager, den bekanntlich nach
der Sage seine eigene Mutter im Zorn über den Tod
ihrer Brüder hinopferte, indem sie das verhängnissvolle
Holz, an dessen Dauer sein Leben geknüpft war, den
Flammen übergab. Die Verbindung von Geburt und Tod,
die Natur, welche uns entstehen und vergehen lässt, schien
durch diese Sage versinnlicht. Als eine Anspielung auf
frühzeitigen Untergang, auf heisse Klage der Ueberleben-
den galt wohl der häufig gefundene Tod des Adonis.
Dunkler sind manche andre mythologische Hergänge;
die Pflege des jungen Zeus, die Geburt des Islercules,
der Wettlauf des Pelops sollen wohl, wie die öfter vor-
kommenden Circusspiele bloss auf den Wettlauf des
Lebens, auf Sieg und Untergang, oder auf die Leichen-
feier, bei welcher solche' Spiele stattfanden, hindeuten.
Die Jahreszeiten, deren Personificationen auf einigen Sär-
gen stehen, erinnern wohl nur an den unabwendbaren
Ablauf der Zeit. Ueberaus häufig sind Darstellungen aus
dem Kreise des Bacchus, offenbar mit Beziehung auf die
bacchischen Mysterien, welche unter den Römern beson-
ders verbreitet waren, und die hieher gehörten, weil sie
eine Hoffnung auf ein jenseitiges Leben gaben. Das
Gastmahl des Bacchus, sein Besuch bei der Ariadne, die
Bacchanalien deuten daher eine selige Feier" des Wieder-