Sarkophage.
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etwa als Skelett, hinzustellen, lag bekanntlich dem Sinne
der Alten ziemlich fern; nur in einigen spätem und künst-
lerisch unbedeutenden Denkmälern kommt dies vor. Da-
gegen wurde der Todesgenius, manchmal mit der umge-
kehrten Fackel, oft auch ohne nähere Bezeichnung, gern"
an Särgen angebracht. Häufig deutete man aber auch
bloss durch das Bild des Schlafes darauf hin. Daher
waren denn die Sagen, in welchen ein Schlafender über-
rascht oder heimgesucht wurde, für diesen Zweck be-
sonders geeignet. So linden wir oft den Besuch der Luna
(welche bekanntlich auch die Nebenbedeutung der unter-
irdischen Hekate hatte und daher eine Todesgöttin War]
bei Endymion; noch häuliger Bacchus, welcher der von
Theseus verlassenen, schlummernden Ariadne nahet. Wie
eine liebende Gottheit Wollte man das Schicksal, welches
den Entschlafenen überrascht hatte, sich vorstellen. Viele
Darstellungen scheinen sich bloss auf den Kampf und die
Leiden des Lebens oder das Plötzliche des Todes zu
beziehen. S0 die Niobiden, die Kämpfe der Centauren
und Lapithen oder der Amazonen, die Geschichte des
Actäon, welchen die Hunde der Diana zerileisehen, die
des Hippolyt und der Phaedra, endlich auch der Mutter-
mord des Orestes, der sich aber selten (im Vatican)
findet. Andere Gegenstände sind deutlichere Anspielun-
gen auf das plötzliche Entreissen des Geliebten aus der
heiter-n Welt. S0 vor Allem der Mythus der Proserpina,
welche der Gott der [Tnterwelt gewaltsam von der müt-
terlichen, grünenden Erde fortführt. Wir finden ihn über-
aus häufig behandelt. Ein Mal ist auch auf einem Sarka-
phage der Raub der 'l'öchter des Leucippus durch die
Dioskurex] ilargestellt , also mehr im Allgemeinen die
Entführung als Symbol des 'l'odes. Ein andres Mal linden