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Römische
SculpLur.
ihre Entstehung; auch stammen sie nicht aus der besten
Zeit der römischen Kunst. In den letzten Jahrhunderten
der Republik und im Anfange der Kaiserzeit wurden die
Leichen verbrannt; erst unter den Antonincil wurde die
Sitte der Beerdigung und der Gebrauch die Särge mit
Bildwerk zu schmücken allgemeiner. Die Darstellungen
auf denselben haben mehr oder weniger Bezielunig auf
den Verstorbenen. Oft finden wir bloss sein Brustbild von
Genien gehalten neben architektonischen Verzierungen,
öfter jedoch grössere Compositionen. Einige Male, je-
doch selten, sind es Darstellungen aus dem Leben des
Verstorbenen, etwa seiner Vermählung, oder des Triumphs,
dessen Ehre ihm zu Theil geworden, oder auch wohl des
Gewerbes, durch das er seinen Wohlstand begründet;
so im Vatican ein Sarkophag mit der Darstellung einer
Messerschlniede. Die meisten dagegen enthalten mytho-
logische und zwar griechisch-mythologische Gegenstände
mit sehr verschiedenen Beziehungen. Manchmal scheint
irgend eine Aelnllichkeit der Person oder der Schicksale
des Verstorbenen mit einem mythologischen Hergange
dabei die Wahl geleitet zu haben, öfter aber die Bezie-
hung auf Geheimlehren über das Leben nach dem Tode,
oder auch bloss auf das allgemeine Loos des Todes;
nicht selten suchte man mehrere solche Beziehungen zu
verbinden. Gewiss war man auch in den Anspielungen
auf den Verstorbenen nicht erfinderisch, sondern wählte
nur aus den, wahrscheinlich zum Verkauf gearbeiteten
Särgen, den passendsten aus. Grabgedanken lagen die-
sen Darstellungen wohl immer zum Grunde, wenn auch
weniger trübe, wie wir sie in neuerer Zeit gewohnt sind,
und gern mit einer versüssenden, zärtlichen Nebenbezie-
hung. Den Tod selbst in seiner abschreckenden Gestalt,