Reliefstyl.
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einzeln und in ruhiger Haltung, die Stiere ganz im Profil,
die menschlichen Gestalten dagegen meistens, ohne dass
man den Grund ersieht, mehr nach vorn gewendet. Auf
den innern Wänden des Bogens, wo der Triumphzug
selbst, der Kaiser auf seiner Quadriga, die 'l'räger mit
dem erbeuteten Geräthe des Tempels von Jerusalem, ab-
gebildet ist, finden wir schon die Eigcnthümlichkeiteil
des römischen Styls , heftige Bewegungen , unruhiges
Gedränge, geringere Schönheit der Linien, aber alles
dieses noch mässig. Die Ueberreste am Forum des N erva
und die Medaillons, welche von dem 'l'riumphbogen des
Trajan an den des Constantin übergegangen sind, zeigen
einen ähnlichen, immer noch edeln Styl. Dagegen tritt
das Charakteristische der römischen Weise an den um-
fassenden Sculpturen der Trajanssäule schon stärker her-
vor, obgleich ihre Form grade diese Eigenthümlichkeiten
nicht begünstigte. Sie geben den Hergang sehr lebendig
und verständlich, Gestalten und Bewegung sind charak-
teristisch und ungekünstelt, bei einzelnen ist sogar die
Innigkeit des Ausdrucks gelungen. Aber von jener grie-
chischen Idealität ist jede Spur verschwunden, und die
Anordnung geht oft weit in den Hintergrund, sie erhebt
sich nach einer unausgebilileten Pcrspective. Es ist dies
hier indessen weniger störend, weil es dem Darsteller
offenbar mehr auf Wahrheit als auf Schönheit ankam;
die Kriegsthateil seines Helden bedrängen ihn, er hilft
sich so gut er vermag.
Völlig ausgebildet ist das Prineip des römischen
lleliefstyls auf den bekannten in so grosser Menge auf
uns gelangten Sarkopha gen. Die meisten derselben sind
allerdings nicht von bedeutendem Kunstwerthe, sie ver-
clankten mehr der Pietät und der Sitte als der Kunstliebe