Relicfstyl.
503
er nur der Schönheit an, er war ein sanfter Hauch, der
dieselbe belebte, und hatte seinen Reiz und seine Be-
deutung grade darin, dass er nur dem Beschauer fühlbar
war, die ruhige Seligkeit des Gottes nicht trübte. Hier
aber tritt die Schärfe des Porträts, das persönliche Be-
wusstsein hinzu und giebt dieser Schwermuth eine tiefere
Betonung. Wenn also auch nicht ganz neu, war der
Gedanke dieser Gestalt doch eine selbstständige Repro-
duction des Frühern; ein Beweis, dass die künstlerische
Kraft noch nicht ganz erloschen war, freilich aber auch,
dass sie ihr Erlöschen nahe fühlte. Zu den schönsten
Köpfen des Antinous gehören einer im Vatican, zwei in
Paris (besonders der von Mondragone) und das berühmte
Relief aus der Villa Albani, zu den bessern Statuen die
kolossale als Bacchus im Palast Braschi in Rom und die
als Mercur im Capitol.
Ebenso wie in der Auffassung des Porträts zeigt
sich eine entschiedene Eigenthümlichkeit der römischen
Kunst in der Behandlung des Reliefs. Die Handlung ist
auch in den römischen Werken dieser Art im Wesent-
lichen als eine fortschreitende, im Sinne eines Zuges,
gedacht, ihr Ziel ist gewöhnlich auf einer Seite, und die
Anordnung weist in keiner Beziehung auf einen Mittel-
punkt hin. Aber es ist auch nicht mehr jenes einfach
fortschreitende der griechischen Kunst , wo sich jede
Gestalt vollständig von der andern sondert und ihren
Proiilumriss scharf darstellt, vielmehr stehen die Figuren
dicht ineinander gedrängt, einzehie ganz vorne, andere
entfernter und theilweise von den vordem verdeckt.
Schon dadurch kommt etwas Unruhiges in die Composi-
tion, und die vordern Hauptfiguren treten dann auch, sei
es um ihre Handlung deutlicher zu machen oder aus