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liönxischc
Sculptur.
einigernlassen an manche Darstellungen des Bacchus, nur
dass bei diesem die Schwermuth immer mit einem weich-
liehen Zuge in Verbindung steht, Während hier die For-
men des Gesichts und noch mehr des Körpers, namentlich
die fast übertrieben breite und starkgesvölbte Bildung
der Brust, etwas sehr Kräftiges haben, etwa wie ein
junger Hercules. Dadurch wird jener Zug des Schmerzes
ernster und ergreifender. Wenn auch durch eine be-
stimmte Persönlichkeit entstanden, gewann diese Gestalt
durch die häulige Behandlung eine ideale Bedeutung, und
es lässt sich nicht verkennen, dass sie nicht ohne eine
eigenthümliche Poesie war. Freilich ist es nicht mehr die
frische der griechischen Zeit, sondern die sentimentale
des ermattenden Alters. Es spricht sich darin ein der
damaligen römischen Welt höchst natürliches Gefühl der
Krankheit bei dem Besitze voller, äusserlicher Kraft, der
Hoffnungslosigkeit mitten im Genusse aller irdischen
Güter aus. Ganz neu war freilich weder dieser Gedanke,
noch der Ausdruck desselben. Alle Züge, welche dazu
dienten, gehören schon der griechischen Idealbildung an,
die jugendlich bedeckte Stirn, das beschattete Auge, die
volle Riindung der Lippen und des Kinns, der kräftige
Bau des Körpers; auch in dieser ist daher schon ein
Anklang jenes schwermüthigen Zuges. Aber dort gehörte
Weihung darstellen wollte, wo er (wie Goethe's Fischer) starr auf
die Wellen blickt, die ihn aufnehmen sollten. Welcher, das akad.
Kunstmuseum S. 53. Indessen geht diese Auffassung doch wohl zu
sehr in das Momentane und Malerische über, als dass wir sie einem
antiken Künstler unterlegen können. Auch in dieser Bewegung des
liaupts glaube ich nur den Ausdruck einer melancholischen Schwär-
merei, welche im Zeitalter des Antinous schon weit verbreitet war
und in diesem Jüngling sich besonders ausgebildet haben mochte,
vielleicht etwas stark ausgedrückt, zu erkennen.