Das
korinthische
Kapitäl.
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Vierseitige hindeutete, so hatte dieses Glied mit den
Functionen des Echinus selbst, die der Platte einiger-
massen verbunden; es machte eine grössere Bedeutsam-
keit dieser letztern entbehrlich und hatte selbst an Kraft
und Ansehen gewonnen. Ueberdies aber vermittelte ein
solcher Echinus auch, indem er'durch seine runden Formen
als Fortsetzung und Auswuchs des senkrechten Säulen-
stammes, und doch durch seine grössere Ausladung selbst-
ständig und daher bei seiner verhältnissinässig geringen
Höhe als ein horizontales Glied erschien, den Contrast
der Säulen und des Gebälkes. Wie dies in einer rohen
und einfachen Form ausgeführt gewesen sein möge, kann
man sich ungefähr vorstellen, wenn man an manche Ka-
pitäle des Mittelalters und des maurischcn Styls denkt,
in denen sich ebenfalls eine Entwickelung des Quadraten
aus dem Runden findet, Welche indessen mehr, als es
nach griechischen Systeme der Fall sein konnte, mit.
einer Höhcnrichtung verbunden war. Es war aber natür-
lich, dass der griechische Schönheitssinn sich bei solcher.
plumpen Gestalt nicht befriedigte, und dass man allmälig
zu einer reichern Ausschmückung überging, in welcher
sich das Gesetz elastischer Bewegung, das überhaupt in
der-griechischen und (wie wir unten noch näher sehen
werden) besonders in der ionischen Architektur herrschte,
deutlicher ausprägte, und ohne eigentliche Naturnach-
ahmung einen bildähnlichen Charakter annahm.
Das korinthische Kapitäl, zu welchem wir nun
übergehen, ist noch reicher und entlehnt seinen Schmuck
noch deutlicher aus der Natur, zugleich aber ist es mehr
Gemeingut, nicht so wie das dorische und. selbstdas
ionische, ausschliesslich griechisches Eigentlnmr- Seine
Grundform ist vielmehr eine, welche wir schon in Aegyp-