Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Bildnisse. 
495 
andre 
Kunstwerke 
den 
unkünstlerischen 
Porträts 
VOP. 
Dies ist es, wogegen der patriotische Zorn des Plinius 
gerichtet ist. Ohne Zweifel war dennoch die alte Nei- 
gung nicht so sehr verschwunden, wie er meint , denn 
wir finden in der grossen Zahl römischer Bildnisse in 
Statuen und Reliefs von bekannten oder unbekannten 
Personen die Richtung auf eine mehr detaillirte Naturtreue 
in allen Beziehungen wieder, im guten und im bösen 
Sinne. Ein hohes Interesse geben viele dieser Porträts 
durch den individuellen Charakter und durch die bedeut- 
samen Züge wichtiger Männer. Unsere Anschauung von 
der psychologisch so interessanten Geschichte der ersten 
Jahrhunderte des Kaiserreichs gewinnt durch diese bild- 
liche Ueberlieferung ein erhöhtes Leben. Mit. Recht sind 
daher die Archäologen bemüht gewesen, diese ikonische 
Geschichte möglichst festzustellen und ihre Vollständig- 
keit zu sichern. Und auch in künstlerischer Beziehung 
finden wir darin den Beginn einer neuen Richtung. 
manchen dieser ernsten Gestalten von Rednern und 
In 
Se- 
natoren , in den- feinen oder treuherzigenl Zügen des 
Gesichts, in der männlichen Haltung der geharnischten 
Fürsten, in der lllatronemvürde oder in der Anmuth der 
edlen Frauen ist ein künstlerisches Durchdringen des 
Persönlichen erkennbar, das der rönlischen Kunst von 
ihren griechischen Lehrern nicht überliefert war. Der 
Sinn für die Subjectivität, für das Wirkliche Leben mit 
seinen Schwächen und Sorgen, aber auch mit seiner 
Kraft und Wärme, ist erwacht. Indessen auch hier ver- 
standen es die römischen Künstler nicht, diese neue 
Richtung durchzuführen, und die Mehrzahl ihrer Porträt- 
statuen befriediget uns keinesweges. Das poetische 
Element scheint ganz aus ihnen gewichen und selbst die
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.