Idealstatuexz.
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Verbindung des Ernsten und Lieblichen, die Harmonie
aller Theile machen sie zu einem Gegenstande verdienter
Bewunderung, und wir würden, wenn nicht jene histori-
schen Daten entgegenständen , kein Bedenken tragen ,
sie wenigstens der alexandrinischen Periode griechischer
Kunst zuzuschreiben. Auch andre unzweifelhaft römische
Sculpturen, manche Porträtstatuen, von denen noch zu
sprechen ist, einige Darstellungen der Romaf) sind noch
von gleicher Bedeutung. Dies erregt denn bei vielen
Statuen Zweifel, ob sie nicht auch der römischen Epoche
angehören. Einige sehr angesehene Alterthumsforscher
wollen sogar den Apoll von Belvedere, die Laokoons-
grnppe und den berühmten Torso des Vatican dahin zäh-
len, die wir schon früher erwähnt haben"). Wenn wir
aber auch bei diesen ausgezeichneten Werken den frühem
Ursprung als wahrscheinlich annehmen, so mag vielleicht
die Diana mit der Hindin im Pariser Museum (die s. g.
Diana von Versailles) für ein Werk römischer Zeit zu
halten sein, da sie in graziöser, aber theatralischer Le-
bendigkeit den vaticanisehen Apoll noch übertrißt und
in der Ausführung ihm nachsteht, und da wir eine ganz
ähnliche Darstellung dieser Göttin auf einer Münze des
Nerva finden, welche auf eine kurz vorher unter diesem
Kaiser geweihete Bildsäule gedeutet werden kann. Gewiss
darf man daher vermuthen, dass noch viele Statuen und
4') Eine schöne Büste im BIuseum zu Paris.
w) Besonders Thiersch Epochen S. 310. 1T. Ueber die Unzu-
verlässigkeit der aus dem Auflimtuiagsorte gezogenen Schlüsse sprach
ich schon früher. Die aus dem Style entnommenen dürften aber bei
allen oben genannten Werken auf eine frühere Zeit deuten. Am
Hattbarsten scheint noch das aus den Buchstaben der Inschrift am
Torso entstehende Argument, indessen ist auch dies nicht von aner-
kannter Zuverlässigkeit.