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Römische
Sculptur.
umgeben darstellt. Sie ist. in Rom an einer Stelle gefun-
den, wo wahrscheinlich ein Serapistempel stand. Da
nun Aegypten bekanntlich erst unter Augustus den Rö-
mern unterworfen wurde und von da an als die Korn-
kammer Roms eine besondere Wichtigkeit erhielt, so
trat erstf mit dieser Zeit eine Veranlassung für solche
Darstellung in Rom ein. Dass man aber diese Beziehung
wirklich im Auge hatte, ergiebt sich daraus, dass an
derselben Stelle auch die Statue des 'l'iberstromes von
derselben Grösse und Lage, mit ähnlichen Umgebungen
und Verzierungen aufgefunden ist. Beide vereint stellten
also die Verbindung dieser für Rom wichtigen Ströme
dar, und können daher nicht wohl früher als unter
Augustus entstanden sein. Dennoch besitzen wir in die-
ser Gruppe eines der vorzüglichsten Werke der antiken
Sculptur. Der Flussgott ist in kolossaler Gestalt, von
mächtiger Grossheit der Formen, liegend dargestellt,
mit dem linken Arme auf einer Sphinx ruhend, das Haupt
mit Wasserblumen bekränzt, in der rechten Hand Aehren
und ein Füllhom, als Zeichen der Fruchtbarkeit, die er
über Aegypten verbreitet. VSechszehn Kinder umgeben
ihn, einige klettern auf der riesigen Gestalt, andere
spielen mit einem Krokodil und einem Ichneumon, eins
hebt sich aus dem Füllhorn empor; alle sind mit kind-
licher Aumuth
und N aivetät belebt.
Diese Kinder bezeich-
neten (nach einer Bemerkung des Plinius bei einer ähn-
lichen Gruppe in schwarzem Marmor) die Ellenzahl, bis
zu welcher der Strom sich erhebt. Die entsprechende
Gruppe des Tiberstromes befindet sich im Pariser Mu-
seum; auch sie ist noch sehr bedeutend, wie wohl der
des Nils ilaehstehend. Diese ist in der That von vollen-
deter
Schönheit ,
die
grandiosen
Formen ,
die
schöne