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Griechische
Architektur.
des Säulenkopfes War, wie wir bemerkt haben, die runde
und senkrechte Form der Säule mit der eckigen und
hprizontalen des Gebälks und der Dachung durch einen
Uebergang zu verbinden. Im dorischen Style wurde diese
Aufgabe sehr consequent durch den noch runden Echinus,
der in seiner obern Mündung sich an die quadrate und
imposante Gestalt der schweren dorischen Platte an-
schloss, gelöst. Diese Form hing aber nothwendig mit
den sonstigen Eigenthümlichkeiten des dorischen Styls
zusammen und war unter andern Verhältnissen nicht an-
wendbar.
Hatte
man
namentlich
einen
schlankern
und-
weniger verjüngten Säulenstamm, und liebte man iiber-
haupt die markige Kraft des Dorismus nicht, so musste
auch die Platte leichter und weniger ausladend, der
Echinus niedriger und Weniger erweitert angebracht wer-
den. Dann aber wären beide in ihrer Einfachheit unbe-
deutend und zur Vermittelung des scharfen Contrastes
zwischen der Säule und dem Deckenwerk nicht ansehn-
lieh genug ausgefallen. Wenn man den sogenannten
toscanischen Styl des Vitruv betrachtet, der nichts anders
ist als ein schwächlicher Dorismus mit manchen Eigen-
thümlichkeiten des ionischen Styls verbunden, wird man
leicht noch andre Gründe Wahrnehmen , welche eine
solche Form ungenügend machten. Da zeigt uns denn
nun das ionische Kapital, wenn wir von seiner Aus:
"schmückung und der scheinbaren Bedeutung der einzelnen
Theile abstrahiren, in seiner Grundform eine ganz andere
Lösung jener Aufgabe. Indem man nämlich dem Echinus
selbst eine Gestalt gab, welche ohne das Runde völlig
zu verlassen, doch zugleich durch eine Ausladung an den
Ecken und durch die ebendadurch herbeigeführte Sonde-
rung der Vorderansicht von den Seiten schon auf das