Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Zeitalter 
Augusts. 
4-81 
aber durch Uebung zur Gewohnheit und Zierde geworden 
sind. Jene giebt das Gefühl, dass sie nur unter diesen 
bestimmten Verhältnissen sich so erhalten werde, dass 
die Berührung mit der Welt ihr nachtheilig sein müsse, 
diese macht den Eindruck der Dauerbarkeit und Anwend- 
barkeit für alle Zeiten. Jene giebt das Bild einer in sich 
vollendeten idealen, diese das einer solchen Individualität, 
wie sie in der Welt. thätig imd wirksam ist. Jene endlich 
macht bei ihrer hohen künstlerischen Schönheit dennoch 
den Eindruck eines Naturwesens, das nach unveränder- 
licher Regel so gebildet ist, diese ist ein Werk mensch- 
licher Kunst, das auch andre Anwendung duldet. 
Wollen wir uns der Vorzüge der römischen Archi- 
tektur noch näher bewusst werden, so mögen wir sie 
nicht mit der griechischen, als der vollkommensten, son- 
dern mit einer andern, aber noch immer sehr bedeutenden 
mit der ägyptischen Baukunst vergleichen, welche das 
Streben nach dem Massenhaften und Imponirenden, so 
wie nach reicher und mannigfaltiger Pracht mit. ihr ge- 
mein hat. Die ägyptischen Werke leisten nun in dieser 
Beziehung, wenigstens für den ersten Anblick, vielleicht 
mehr wie die römischen. Mit ihren Felsenmassen und 
Pllanzensäulen und mit ihrer bunten Vielfarbigkeit geben 
sie uns allerdings einen Eindruck des wunderbaren und 
Grandiosen, den die römische Architektur nicht gewährt. 
Aber wir fühlen auch bald das Grauenhafte und Berau- 
sehende einer gesteigerten, gewaltigen Natur. In der 
römischen Architektur dagegen ist alles klar, verständig, 
bei aller Pracht gemässigt, bei aller Grösse ruhig; und 
dennoch ist selbst der Charakter des Imposanten hier, 
wenn auch nicht in höherm Grade, doch in würdigerei- 
Weise erreicht. Dort fühlen wir den überwältigenden
	        
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