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Römische
Architektur.
derselben gradezu entgegen istii). Man sieht, von dem
freien Schaffen der griechischen Architekten, die jedes
Einzelne nach dem Grundgedanken des Ganzen bestimm-
ten und sich an keine andere Regel bällld0ll als an die
ihres lebendigen Gefühls, hat er gar keine Vorstellung.
Ihm ist alles äussere Regel, mathematische Consequenz,
durch welche denn grade die ästhetische aufgehoben
wird. Seine Ansicht, mag sie nun ihm eigenthiimlich
oder bei den Theoretikern seiner Zeit vorherrschend ge-
wesen sein, ist nun zwar ilicht durchgedrungen; auch in
den römischen Bauten finden wir eine so einseitige und
starre Anwendung der Regel nicht, die bei der Ausübung
rnicht ausreichen mochte. Allein wir können doch schlies-
sen, dass eine solche mathemathische Regwalmässigkeit
das Ideal der rönmischen Architekten war. Ebenso wie
aus Vitruvs Schrift geht es aus der Construction ihres
eigenthümlichsten und bedeutendsten Gebäudes, des Pan-
theons, hervor. Das Pantheon beruht, wie bemerkt, im
Wesentlichen auf der Kugel, welche durch das einfache
Mittel der Verwandlung ihrer untern Hälfte in einen Cy-
linder von gleichem Durchmesser und halber Höhe der
architektonischen Anwendung fähig gemacht ist. Die
Kugelgestalt ist aber die Form, in welcher die mechani-
sche Regel in ihrer starren Consequenz und Reinheit aus-
gebildet ist, und welche daher mit dem Princip der
griechischen Architektur und eigentlich aller Architektur,
mit dem Prineip belebter Form, im Widcrspruche steht;
denn das Leben duldet eine solche abgeschlossene Einheit
Z. B. lässt er auch die Ecktriglyphe über der Mitte der
äussersten Säule stehen, so dass der Fries an seiner Ecke ganz wi-
dersinnig mit einer halben ltletope, also mit einen: [waren und einer
unvollendeten Form endet.