Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Das 
ionische 
Kapitäl. 
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nischer Formen nach symbolischen Zwecken, noch eine 
Nachahmung thierischer Theile an wesentlichen Bauglie- 
dem entspricht dem griechischen Kunstgefühle, und es 
ist überhaupt_unwahrscheinlich, dass ein einzelner Mo- 
ment der Erfindung dagewesen sei. Ebenso wie Wörter 
und Mythen der Völker, entstehen bauliche Formen nicht 
mit einem Male und in einem Individuum, und so ist 
auch wahrscheinlich hier manches Vermittelude dazu 
gekommen, bis allmälig diese Form festgestellt wurde. 
Bei einer solchen Mitwirkung mehrerer Generationen ist 
es aber natürlich, dass die spätere Ausbildung weit über 
die ursprüngliche Absicht hinausgeht. In der Sprache 
können wir es oft mit Evidenz nachweisen, dass eine 
Aehnlichkeit des Klanges oder des Bildes die Phantasie 
anregt, ein Wort in einer von seiner Wurzel ganz ab- 
weichenden Richtung, der Schreibart nach sowohl als der 
Bedeutung, zu gebrauchen, und ebenso finden wir auch 
den Mythus oft mit Zusätzen ausgemalt, welche dem 
ursprünglichen Sinne desselben fremd waren. Ganz ähn- 
lich mag es nun bei der Entstehung des ionischen Ka- 
pitäls zugegangen sein. Die Versuche der alten Meister, 
manche Schwierigkeiten oder Härten einer ältern Bauweise 
zu mildern, mögen auf neue, aber völlig architektonische 
Formen geführt haben, welche, hie und da im Einzelnen an 
natürliche Erscheinungen erinnernd, allmälig nach diesen 
benannt und ihnen ähnlicher gemacht wurden , bis dann 
zuletzt diese bildlich ausgeschmückte und zugleich archi- 
tektonische Gestalt durch den fortgesetzten Gebrauch 
zur festen gesetzlichen Norm erhoben wurde. S0 erklärt 
es sich ohne Schwierigkeit, wie aus einer altern Grund- 
form die spätere Gestalt des ionischen Kapitals entstan- 
den sein mag. Eine der wesentlichsten Bestimmungen 
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