Wohngebäude.
467
umfassende Räume füglich anders decken, wie ihnen die
luftige Höhe, deren überfüllte Baderäume bedurften, an-
ders gewähren sollen.
Die Geschichte der römischen Privatgebäude ist
die Geschichte des römischen Luxus. In früher republi-
kaniseher Zeit setzte auch hier der Censor der Ueppigkeit
Schranken; noch im ersten Viertel des siebenten Jahr-
hunderts der Stadt ward ein edler Römer wegen eines
(nach spätem Verhältnissen sehr mässigen) Preises, den
er für den Bau seines Hauses gezahlt hatte, zur Ver-
antwortung gezogen. Auch hier aber, wie. gewöhnlich,
war das Verbot nur ein Zeichen der Hinneigung zum
Ueberschreiten; denn bald überstieg der Luxus der Bau-
ten, die Verschwendung in kostbaren lllarmorarten, die
raffinirte Ueppigkeit in Bequemlichkeiten und Annehm-
lichkeiten aller Art selbst die weitesten Schranken. Vor
allem wurden die Landhäuser, mit denen die römischen
Reichen die nahen Gebirge und die reizenden Küsten
von Bajae und Neapel bedeckten, ja die sich bald zum
grosscn Nachtheil der Bevölkerung über ganz Italien
verbreiteten, "der Gegenstand der zügellosesten Ver-
sclnvendung. Schon Horaz schildert es eindringlich, wie
diese Gartcnlust das Meer von seinem alten Ufer zu-
rückdräugt, wie sie den dürftigen Nachbarn verdrängt,
dass er mit seinen Hausgöttern und seinen nackten Kin-
dern die Ferne suchen muss. Die Baulast wurde wie
zur ansteckenden Krankheit; Cicero , der doch selbst
über diesen Luxus gelegentlich {eifert und dessen Ver-
mögensuinstände nach dem Maassstabe Roms keinesweges
glänzend waren, unterhält uns in seinen Briefen bestän
dig von neuen Bauten auf seinen Landgütcrn und in der
Stadt. Und dennoch muss sein Aufwand hinter dem sles