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Römische
Architektur.
mit Sitzplätzen für die Zuschauer. Dazu gehörte denn
auch, wenn nicht etwa die Nähe eines Flusses es ent-
behrlich machte, ein Schwimmteich. Bald dienten diese
Uebungsplätze als Versammlungsörter, an denen sich auch.
besonders die lernbegierigen Jünglinge und ihre Lehrer
einfanden, weshalb man dann einen eignen Raum, das
Ephebeum, für diese, nach der lebendigen Weise der
Griechen dialogiseh gehaltenen Unterweisungen bestimmte.
Bei den Römern fanden die Leibesübungen auf dem
offnen Marsfelde statt, und als man später besondere,
den griechischen Gymnasien ähnliche Gebäude anlegte,
war vielmehr das Bedürfniss des Badens die Hauptsache;
man nannte sie daher auch mit einem andern griechischen
Namen, Thermen, warme Bäder. Der erste Bau dieser
Art wurde von Marcus Agrippa unter August in Verbin-
dung mit dem Pantheon errichtet. Es war eine der Li-
beralitäteil der beginnenden Kaiserherrschaft, dass man
auch die Aermern des Volks etwas von dem Luxus ge-
niessen licss, mit welchem die reichen Römer ihre häus-
lichen Bäder auszustatten pflegten. Daran schloss sich
denn auch die Einrichtung von Räumen für Leibesübungen,
von Säulenhallen mit Sitzplätzen für die Philosophen und
Lehrer an, die Quiriten sollten nichts entbehren, was die
Hellenen besassen. Endlich bei gesteigerter kaiserlicher
Liberalität fügte man Gärten und öffentliche Sammlungen
hinzu, und diese Gebäude, Welche so vielen Stoff der
Unterhaltung darboten, wurden nun der Sammelplatz der
Müssigen, wie ein scharfsinniger Archäologe sie gut ge-
nannt hat, die Alles umfassenden Herbergen des römischen
Volksverkehrs. Die Anlage dieser grossen Gebäude war
daher eine wichtige Aufgabe für das Geschick der Ar-
chitekten. Den Eingang bildete gewöhnlich ein geräumiger