Theater
und
Amphitheater.
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geschlossener Mauer und korinthischexi Pilastern. Es ist
die mächtigste Ruine des römischen Alterthums, ein nicht
unwürdiges Bild römischer Grösse und Tüchtigkeit. Unter
den weit vorgestreckten Sitzreihen ziehen sich labyrin-
thisch die gewölbten Gänge und Treppen, theils wohl-
erhalten, theils in 'l'rümmern, deren WVölbungen ohne
Pfeiler in einzelnen Steinmasseil herabhängen. Die Kraft
der Structur, die Fülle und die Zweckmässigkeit der
Mittel, die Sorgfalt der Begründung erregen unser Stau-
nen, und werden durch die Spuren der Jahrhunderte,
welche darüber hingingen, noch impönirender. Höchst
bedeutsam ist dann auch der Anblick der innern Stufen
in ihrem gleichmässigen Aufsteigen, in der gewaltigen
schön geschwungenen Linie. Wir sehen das Bild einer
grossartigen Ordnung, den Ausdruck dieses gebieterischen
Wesens, welches das Nothwendige mit Würde und mit
der Consequenz des Regelmässigen durchführt; eine
grandiose Einheit, welche schön zu nennen ist, weil hier,
wo die Anmuth des Individuellen nicht erfordert wird,
die consequente Durchführung des Nützlichen zur Schön-
heit wird.
Eine andre Klasse wichtiger öffentlicher Gebäude bei
den Römern Waren die Bäder. Lauwarme Bäder gehör-
ten bei den Alten zu den unentbehrlichen Lebensbedürf-
nissen; schon im Homer wird jeder Fremdling bei seiner
Ankunft in einem gastlichen Hause alsbald in das Bad
geführt. Die Einrichtung öffentlicher Anlagen für diesen
Zweck trat indessen bei den Hellenen erst später ein,
in Folge der Anlage der Gymnasien. Man bestimmte
nämlich gewisse Plätze für die Leibesübungen der Jugend,
zunächst im Freien, dann auch wohl mit Säulengängen
zum Gebrauch der Ringer bei stürmischem Wetter und