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Römische
Architektur.
Gebäude dieser Art, mehreren aufeinanderfolgenden adligen
Familien als Festung in den Wilden, städtischen Fehden,
welche die einst gebietende Stadt so lange beunruhigten;
im sechszehnten Jahrhundert, als die Zeiten friedlicher
waren, wurde es zur schlossartigen WVohmnig eingerich-
tet. Noch jetzt sieht man an den nun verfallenden Häu-
sern die Architektur zweier Stockwerke , des untern,
dorischen und des ionischen; wahrscheinlich stand ein
drittes Stockwerk korinthischer Ordnung darüber. Der
Styl dieses Gebäudes ist völlig römisch, dem griechischen
sich nähernd, aber mit manchen unpassenden Veränderun-
gen. S0 hat das dorische Gebälk ausser den 'l'riglyphen
auch Zahnschnitte, eine Zusammenstellung, gegen die
schon Vitruv eifert. Bei dem Beginne der modernen
Studien des Alterthums, che man ächtgriechische Archi-
tektur kannte oder beobachtete, wurde es indessen lange
als Muster des Styls nachgeahmt.
Bei Weitem reicher sind wir an Amphitheatern; ihre
rings umher gehende Ründung mit den Widerlagen kräf-
tiger Gewölbe hat den Stürmen des Mittelalters bessern
Widerstand geleistet. Ausser dem zu Pompeji sind die
Arenen von Verona, Nismes, Pola und Capua wohlerhal-
ten. Vor allem aber ist denn das flavische Amphitheater
in Rom, von Vespasian begonnen, von Titus vollendet,
berühmt, das Colosseum, so benannt entweder wegen
der Nähe des Colossalbildes des Nero oder wegen seiner
eignen Grösse. Seine Stufen fassten 87000 Zuschauer;
bei einer Länge von fast 600 Fuss, erhob es sich zu
einer Höhe von 180 Fuss, dem Doppelten des Berliner
Schlosses. Vier Stockwerke bildeten das Aeussere,
die drei untern jede mit 80 Bogenöffnungen in toscaili-
scher, ionischer, korinthischer Ordnung, das oberste mit