Theater
und
Amphitheater.
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Das Aeussere der Amphitheater bestand ähnlich wie die
Rundseite der Theater, aus mehreren Stockwerken von
offenen Bogen zwischen Halbsäulen verschiedener Ord-
nungen. Gewöhnlich diente die toscanisch-dorisehe Ord-
nung (bald mit bald ohne 'l'riglyphen] für die unterste,
die ionische und korinthische für die obern Reihen.
Bekanntlich wurden die Schauspiele aller Art in Rom
unentgeldlich gegeben, zur republikanischen Zeit als eine
Befriedigung aristokratischen Stolzes oder als ehrgeiziges
Mittel zur Erlangung der Volksgunst, unter den Kaisern
als eine nothwendige Beschäftigung des müssigen Pöbels,
um ihn von bösen Gedanken und Unruhen abzuhalten.
Spiele waren Bedürfniss und Recht des Volkes, die N ach!
kommen der Quiriten, nicht mehr durch die Geschäfte
agesetzgebender Versammlungen beschäftigt , forderten
Brodspenden und Spiele. Natürlich mussten daher Theater
und Amphitheater auf gewaltige Menschenmassen berech-
net werden; wir führten schon die Zahlen an, Welche
die ersten grossen Bauten des Scaurus und des Pompejus
aufnahmen. Durch diese Grösse und durch die mächtigen
Mauern, welche solche Last zu tragen fähig waren,
wurden solche Gebäude bedeutende und charakteristische
Aufgaben der römischen Architekten. Von 'l'heatern sind
uns an vielen Orten Spuren und Ueberreste, an wenigen
wohlerhaltene Ruinen geblieben. Bei Weitem das voll-
ständigste der Conservation nach, obgleich von geringerer
Grösse, ist das zu Pompeji. In Rom sind noch die
Aussenwände vom Theater des Marcellus erhalten,
welches von Cäsar angefangen, von August vollendet
und nach dem Namen seines mehrere Jahre vorher ver-
storbenen Neffen benannt wurde. Es fasste dreissigtau-
send Sitzplätze. Im Mittelalter diente es , wie viele